28.12.07

Umzug

Es hat ja schon kreisrote Tradition, ein neues Jahr in einem neuen Büro zu beginnen. Wir wollen die Tradition gleichzeitig hochhalten und beenden, indem wir Anfang Jänner 2008 endlich einen Standort beziehen, der zu hundert Prozent zu uns passt. Kein Home Office, keine Untermiete, keine Kompromisse mehr. Dafür Platz für uns und unsere Projekte. Damit nicht nur die Ideen blühen, ist auch ein Stück Garten dabei!

Also, ab 1.1.2008 gilt folgende Adresse:

kreisrot corporate design
Geusaugasse 47/1
1030 Wien

Die Festnetznummer bleibt, Faxnummer wird neu 01/253 30 33 2507. Für U-Bahn-Fahrer: 2 Minuten von der U3-Station Rochusgasse entfernt, Ausgang Hainburgerstraße.

Frohe Feiertage und einen rundum angenehmen Jahresbeginn!

18.12.07

Designer-Geschenke

Wir schreiben den 18. Dezember. Eindeutig zu spät für originelle Weihnachtsgeschenke. Für Bücher, CDs oder Krawatten wird's noch reichen. Aber hey, die nächste Chance kommt bestimmt, und dafür sollten wir gewappnet sein. Also hier zwei Tipps, die insbesondere bei Menschen gut ankommen werden, die ein Faible für Gestaltung haben.

In Stuttgart haben sich Sandra Kübler und Christine Voshage die Typolade ausgedacht. Das ist die Verbindung von zwei meiner größten Leidenschaften: Typografie und Schokolade. Statt Blei kommt also Schoko zum Einsatz, das Resultat wirkt jedoch wie frisch aus dem klassischen Bleiletter-Setzkasten. Wunderschön, individuell und wohlschmeckend! Die Botschaften sind wahlweise druckfertig (also seitenverkehrt) oder seitenrichtig zu haben. Buchdruck würden wir damit dennoch nicht empfehlen.

Von W2 Products in London kommt die simple, aber effektive Idee, die schnöden Papierschnipsel aus dem Pantonefächer durch formschönere und doppelt nützliche Kaffeehäferln zu ersetzen. Ein bisschen nerdy, aber schon auch sehr schick. Zum Farbabgleich in die Druckerei würde ich damit nicht marschieren, aber für einen Ersteindruck bei der nächsten Logo-Präsentation auf jeden Fall. Ich freu mich schon auf den ersten Auftraggeber, der sagt: «Ich hätte das Logo gerne in der Farbe der Tasse». Dann brauchen wir nur noch die Nummer ablesen.

6.12.07

Free Magenta

Ich verkünde regelmäßig in meinen Corporate-Design-Seminaren, dass ich sehr für mutige Farbentscheidungen bin. Wir brauchen nicht unbedingt und in jedem Fall ein dunkelblaues Logo. In diesem Zusammenhang zitiere ich gerne den Fall der Deutschen Telekom, die auf Vorschlag von Interbrand eine Farbe gewählt hat, die damals eher in den Drogeriegroßhandel gepasst hätte und den meisten Leuten eher hässlich erscheint: Magenta. Dank dem fetten Marketingeuro des Konzerns hat sich das geändert. Mittlerweile hat die Telekom sich sogar gewisse Markenrechte für diese Farbe erstritten – siehe diesen Artikel.

Und wo wir gerade beim Streiten sind: Dieser Fall einer farbbedingten Klage des Konzerns dürfte nicht der einzige sein.

Magenta ist eine der Grundfarben des Vierfarbdrucks und insofern seit seiner Erfindung in irgend einer Art und Weise präsent. Sie steckt in jeden Bürodrucker und wurde schon immer auch im Marketing für diverse Unternehmen und Marken eingesetzt. Eine Registrierung als Farbmarke, die an sich schon Seltenheitswert hat, scheint mir eine sehr heikle Angelegenheit zu sein. Es gibt einen Punkt, an dem die vertretbaren Interessen eines Markenartiklers enden. Nämlich jenen, wo das öffentliche Interesse beginnt.

Siehe auch: Free Magenta, Reclaim Magenta.

Bild: Jen_Mo@flickr

29.11.07

Harfenmusik

Dieses Projekt ist schon seit längerer Zeit abgeschlossen, aber seit gestern haben wir das Endprodukt auch auf dem Tisch liegen. Es ist dies die neuste CD von Georg Baum, seines Zeichens klassischer und vor allem keltischer Harfenist, Komponist und Feinstoff-Denker. Die CD «BAR» hat nichts mit Getränken zu tun, sondern ist die zweite einer Trilogie von Konzeptalben, die vom Runenalphabet inspiriert sind. Wir haben ja schon drei CD-Booklets für das Duo Maerklang gestaltet, wo Georg für den Klang zur Maer sorgt, daher sind wir schon ein eingespieltes Team und «BAR» ging recht locker von der Hand. Wir hatten mit dem Gemälde von Peter Weibel und den Fotos von R. Haas schon sehr feines Material zur Verfügung und mussten fast nur noch typografischen Input leisten. Mit Stillfotos hab ich's nicht so, trotzdem hier ein paar schnelle Impressionen.

Übrigens: Wer noch ein schnelles, feines und exklusives Weihnachtsgeschenk für seine Lieben (oder seine lieben Kunden) sucht: Bei Maerklang gibt es drei passende CDs mit Weihnachts-, Winter- und Liebesmärchen derzeit zum Aktionstarif. Kein Kinderkram, sondern wunderbare Geschichten aus den Untiefen der menschlichen Seele. Kaufen, kaufen, kaufen!

27.11.07

adVantagePoint

Wie schon erwähnt, das Jahresende scheint auch die Zeit für abgeschlossene Projekte zu sein. Das gilt auch für «adVantagePoint», ein junges Unternehmen, das viel Arbeit in die Entwicklung eines neuartigen Coaching-Konzeptes gesteckt hat. Ein Kernthema ist, den einen Punkt zu finden, bei dem man ansetzen muss, damit sich Dinge leichter entwickeln. Beim Punkt sind wir dann auch im Logo gelandet, wenn auch eher in Form eines Play-Buttons. Das passte wieder thematisch, schließlich soll mit dem Coaching ja etwas ablaufen, etwas losgetreten werden. Das Logo schaut für uns sehr nach Klassischer Moderne und, vor allem durch die Schrift Folio Bold Condensed, nach dem großen Autorenkino dieser Zeit aus. Das Thema Kino war somit auf dem Tisch, was eine ganze metaphorische Welt nach sich zog, so nach dem Motto «Spiele die Hauptrolle in deinem eigenen Film». Das ist der Website anzusehen.

20.11.07

5 Jahre kreisrot

Es war an einem von diesem vernebelten Novembertagen im Jahre 2002, als das Unternehmen kreisrot corporate design beim Handelsgericht Wien ins Firmenbuch eingetragen wurde. In diesen fünf Jahren hat sich unglaublich viel entwickelt, wir haben viele Fehler gemacht und deswegen sehr viel gelernt.

Damals waren wir vier Partner; zwei von ihnen haben sich nach einem halben Jahr verabschiedet, nachdem klar wurde, dass wir nicht in die gleiche Richtung gehen wollten. Rückblickend eine sehr gute Geschichte, vor allem, weil sie früh genug passiert ist. Das hieß für uns zweierlei: Vorangehen und die Richtung noch klarer definieren. Und es hieß auch Reduktion aufs Wesentliche, zunächst Home Office und dann Büro-Untermiete. Das wird sich – so viel sei schon mal verraten – demnächst ändern. Schließlich wollen wir die schöne Tradition, einmal alle ein bis zwei Jahre umzuziehen noch dieses eine Mal wahren.

Wir haben in dieser Zeit auch viel mit Marketing experimentiert und wissen jetzt definitiv, was für uns nicht funktioniert. Nämlich alles, was mit Kalt-Akquise zu tun hat. Seit einigen Jahren funktionieren wir also nach folgendem Prinzip: Wir suchen nicht unsere Auftraggeber, sondern wir sorgen dafür, dass diese uns finden, wenn sie uns brauchen.

Vieles läuft natürlich über die Mundpropaganda, aber auch das nicht von selbst. Dieses Jahr sind Projekte entstanden, die ich vor ein, zwei Jahren bereits mit einem Kontakt angeleiert hatte. Gleichzeitig zahlt es sich langsam aber sicher aus, dass wir für unsere Auftraggeber immer mit Leib und Seele am Werk sind – in Form von Folgeaufträgen, Empfehlungen und Kooperationen.

Der wichtigste Lerneffekt für mich war aber, zu wissen und von unseren Auftraggebern zu hören, was uns als kleines Grafikbüro auszeichnet: wir gehen strukturiert vor, wir fragen genau nach, wir reden Klartext, wir machen funktionierende Werkzeuge. Wir wissen auch, was wir nicht sind: Werber, Schönredner, Künstler. So viel zur Selbsterkenntnis.

Nach fünf Jahren heißt es auch, ein unternehmerisches Fazit zu ziehen. Funktioniert die Idee oder schwimmen wir nur mit? Letztes Jahr hätte ich noch gezweifelt, aber heuer ist wirklich alles aufgegangen, was wir uns vorgenommen hatten. Unsere Auftraggeber und unsere Projekte werden größer, wir betreuen immer mehr Marken und Unternehmen kontinuierlich, wir haben echte «Stammkunden», ohne, dass uns die neuen (großen und kleinen) Projekte abhanden kommen würden. Das wirkt sich in schönen Referenzen aus, die (versprochen!) demnächst auf unserer Site vorgestellt werden. Aber auch in Zahlen, da wir höchstwahrscheinlich unseren Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um rund 60 Prozent gesteigert haben werden.

Ja, wir mussten am Anfang ziemlich untendurch. Ja, wir wollten auch schon mal alles hinschmeißen. Aber in solchen Momenten wissen wir dann, dass sich die Mühe gelohnt hat. Unser Baby wächst und gedeiht.

Das wird, liebe Freunde, natürlich auch noch gefeiert werden! Aber das zu gegebener Zeit, denn, wenn alles gut läuft, könnt Ihr dann schon unsere neue Bleibe bewundern!

13.11.07

Patentanwälte

November ist bei uns scheinbar die richtige Zeit, um Projekte abzuschließen. Jedenfalls geht es uns gleich bei mehreren so. Deshalb an dieser Stelle wieder mal einen kurzen Blick auf das, was wir so anstellen.

Unser Auftraggeber ist eine Patentanwaltskanzlei in Wien, die seit vielen Jahren durchaus gut ohne professionell gestaltetes Corporate Design ausgekommen war. Ganz befriedigend war die Sache nicht, vor allem auch deshalb, weil in einer Kanzlei wie dieser tonnenweise Schriftstücke anfallen. Wichtig war Corporate Design also, aber halt nicht so dringend. Mit dem Eintreten eines neuen Partners und der Notwendigkeit einer Website war nun die Gelegenheit gekommen und wir konnten uns gegen zwei Mitbewerber im Vorgespräch durchsetzen.

Wie üblich holten wir uns die essentiellen Hintergrundinformationen über die Abläufe im Büro, die Partner, Kunden und Alleinstellungsmerkmale des Unternehmens im Rahmen eines Corporate-Identity-Workshops mit den drei Partnern. Ich freute mich besonders über dieses Feedback: «So strukturiert hatte ich das nicht erwartet.»

Bei der Ideenfindung kristallisierten sich schnell zwei Themen heraus: Industrielle Technik und der Erfinder als Ursprung von Patenten. Somit landeten wir schnell bei Nikola Tesla, dessen Patente Bände füllen, dem Prototypen des Einzelerfinders schlechthin. Dessen Teslaspule stand Pate für das Logoicon, für dass sich unsere Auftraggeber letztlich entschieden haben. Wir blieben bewusst bei Schwarz-Weiß, um dann auf den Druckwerken und im Web Farbflächen einsetzen zu können, auf denen das Logo negativ eingesetzt wird. Wir wollten zunächst bunter werden, sind dann in Abstimmung mit dem Auftraggeber doch bei einem satten Blau gelandet. Typografisch haben wir uns für die Meta Korrespondenz entschieden, deren organische Formen und Leichtigkeit einen schönen Gegenpol zum klobig-technoiden Icon bildet.

Insgesamt ein angenehm unaufgeregtes Projekt, in dem sinnvolle und praktikable Werkzeuge für die Patentanwaltskanzlei entstanden sind. Wir sind gespannt, wie das Design im Umfeld des Unternehmens ankommt. Ich würde mich aber nicht wundern, wenn alles als selbstverständlich und gegeben hingenommen würde, als wäre es schon immer so gewesen. Gar kein schlechtes Kompliment für Corporate Design.

7.11.07

Saul Bass

Kollege Picco hat hier letztens sein Lieblingswort «Motion Design» fallen gelassen. Da will ich mich mal nicht lumpen lassen und frage, ganz Schweizer, «Wer hat's erfunden?». Nun ja, für einmal waren es nicht meine Landsleute sondern die Amerikaner, genauer gesagt Saul Bass. Zumindest war er ein Pionier dieser Disziplin, bevor sie überhaupt benamst war.

Vorweg: Bass war ein gestalterisches Universalgenie und hat einen ganzen Haufen weltberühmter Logos (AT&T, Minolta, Continental Airlines) und Filmposter (Vertigo, West Side Story, The Shining) gestaltet. Berühmt wurde er aber für seine Fähigkeit, mit Typografie, Grafikdesign, Tricktechnik und Schnitt kleine Filmkunstwerke zu schaffen, die meist als Filmvorspann eingesetzt wurden. Hier angehängt habe ich «Walk on the Wild Side», nota bene kein Film über Katzen, bekannter sind Vertigo, Anatomy of a Murder oder Bunny Lake is Missing (Bild). Man sagt auch, dass Bass' gutes Auge Herrn Hitchcock mehr als nur behilflich war beim Zusammenschneiden der Duschszene in Psycho.

Saul Bass ist und bleibt eine große Inspiration für alle, die grafisch, gestalterisch und filmisch arbeiten.

30.10.07

Corporate Design

Wer hat sich nochmal über die Qualität kostenlos zur Verfügung gestellter Publikationen im Internet beschwert? Das kann man getrost lassen, denn es gibt Profis, Studenten und Professoren, die an das Prinzip des geteilten Wissens glauben.

Absolut zu empfehlen ist die Corporate-Design-Reihe der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd. Die ersten zwei Teile behandeln Form und Farbe bei der Logogestaltung. Gute und vor allem systematische, wissenschaftliche Literatur zum Thema Corporate Design ist rar, gerade deshalb ist die Reihe doppelt willkommen. Die Autorinnen und Autoren versuchen sich darin, Logo-Farben und -Formen zu systematisieren und ihre Wirkung, soweit möglich, einzugrenzen. Dabei vergessen sie aber nie, dass zum Beispiel Farbwirkung nichts ist, was man locker im Lexikon nachschlagen kann. Es geht auch nicht darum, Kochrezepte für das perfekte Logo zu schreiben. Statt dessen wird das Thema sowohl empirisch als auch qualitativ analysiert, was gerade für Logodesigner (und bitte auch für Auftraggeber!) ausgesprochen inspirierend ist.

via Fontblog

25.10.07

Typokunst

Der Newsletter der Medienwerkstatt Wien hat mich auf den Künstler Jörg Piringer aufmerksam gemacht. Unter seinen Projekten sind auch anspruchsvolle Videos, die mit abstrakten Soundcollagen und animierter Typografie arbeiten. Dazu kommt «Visuelle Poesie» – Typo/Grafische Collagen irgendwo zwischen Konkreter Poesie und Postmoderne. Ein Blick ins Portfolio lohnt sich. Jörg Piringer wird gemeinsam mit Andres Ramirez Gaviria am kommenden Montag ein Werkstattgespräch zum Thema Schriftbilder bestreiten. Um 20 Uhr in der Medienwerkstatt Wien, Neubaugasse 40a, 1070 Wien

Martini Stylish Glass Competition

In den vergangenen Jahren hat der Spirituosenhersteller Martini jeweils renommierte Designer wie Jason Brooks engagiert, um limitierte Sonderausgaben von je drei Martinigläsern zu gestalten. Für das Jahr 2008 werden die Gläser jedoch als Designwettbewerb ausgeschrieben, um, wie es heißt, jungen Kreativen eine Chance zu geben. Das Siegerdesign wird rund 150.000 Gläser gedruckt, die Schachteln wird der Namen des Schöpfers/der Schöpferin zieren. Außerdem gibt's 3.000 Euro zur Abgeltung der Rechte

Das ist natürlich ein günstiger Handel für Martini, aber dafür sind die Wettbewerbsbedingungen recht fair. Ein Fachjury entscheidet nach vorgegebenen Kriterien über das Gewinnerdesign. Und ganz wichtig: Nur der/die Gewinner/-in überlässt die Nutzungsrechte an den Designs. Wer nichts gewinnt, kriegt zwar keine Abgeltung, kann aber auch davon ausgehen, dass seine Ideen nicht abgestaubt werden. Wir werden wohl nicht mittun, weil wir nicht so illustrativ veranlagt sind und kaum mehr als Nachwuchsdesigner durchgehen (Altersgrenze ist 35, das hätten wir noch geschafft). Wer Interesse hat: Anmeldeschluss ist der 19. November, anmelden kann man sich hier.

22.10.07

Maerklang live

Ein Veranstaltungshinweis, der für einmal nur peripher etwas mit Design zu tun hat: Morgen abend gibt es eine Gelegenheit, Maerklang live zu sehen. Maerklang ist die Kombination von Märchen und Harfe mit der Märchenerzählerin Christa Schmollgruber und dem Harfenisten Georg Baum. Wir hatten die Freude, für die beiden drei CD-Booklets, drei Logos und drei Netzpräsenzen zu gestalten. Und Maerklang live ist ein Erlebnis für Ohr, Auge und Herz. Wer's noch nicht weiß: Märchen sind kein Kinderkram

23. Oktober 2007

Maerklangs «Vom Adler, der glaubte ein Huhn zu sein» - Märchen von Wandlung und Befreiung

Wenn Frauen wissen, was sie wollen und Prinzen sich in Blumen verlieben, wenn Ängste überwunden werden und unerschütterlicher Glaube gegen Ignoranz obsiegt, ist die Zeit der Wandlung und Befreiung gekommen.

Zeit/Ort: 19.30 Uhr, Interkulttheater, Filgradergasse 16, 1060 Wien

19.10.07

Spiekermann sprach

Er war da, ich war da, alle waren da. Das hat die Typografische Gesellschaft Austria noch nie erlebt. Schon eine halbe Stunde vor Vortragsbeginn stand eine Traube von 50 Leuten vor dem kleinen Auditorium im Museumsquartier. 15 Minuten später war der letzte Platz besetzt. Der Chef plädiert um Geduld und um 19:20 Uhr beginnt der Vortrag von Erik Spiekermann endlich – vor mindestens so viel Stehenden wie Sitzenden.

Trotz Krankheit plauderte Spiekermann eine Stunde und zwanzig Minuten lang über sich, seine Arbeit und seine Mama. Es war, im positiven Sinn, wie ein witziger Diavortrag von Onkel Erik. Chaotisch, improvisiert und durchsetzt von Bonmots, die manchmal nur lustig, manchmal unglaublich treffend waren. Fast schon Aphorismen. Der Mann wirkt mit seinen 60 keinen Tag älter als 45 Jahre, spricht wie ein Maschinengewehr und nimmt kein Blatt vor den Mund. Was ihn stört, ist, wortwörtlich, Scheiße. Gewisse Macken kann man ihm als Arroganz auslegen, etwa das ständige Bemühen, sich selbst als Mittelmaß darzustellen und die eigene Arbeit als simpel und banal. Auch die übermäßige Nutzung des Unwortes «Rödeln» (was heißt das überhaupt?) war eher grenznervig. Ansonsten: Spiekermann, von dir lässt sich lernen!

Ich habe hier aus dem Gedächtnis ein paar Zitate zusammengestellt, die ich für verschriftlichungswürdig halte:

Design ist Haltung, Wissen, Zusammenarbeit und Leute.

Wir reden nicht von Kunden, sondern von Auftraggebern. Ein Kunde weiß, was er will, er geht zum Fleischer und kriegt ein Kilo Hackfleisch. Wir müssen für unsere Auftraggeber neue Dinge entwickeln. Deswegen sind sie keine Kunden.

Powerpoint ist ja der Weltstandard. Aber Scheiße riecht auch in jedem Land gleich.

Akkurat ist sowas wie eine handgezeichnete Helvetica. Meine Mutter würde sagen, das ist eine Helvetica mit einem komischen «g«. Aber das ist meine Mutter.

Keiner lizenziert Schriften. Schriften schwirren irgendwo in der Atmosphäre herum und manifestieren sich irgendwann auf der Festplatte.

Corporate-Design-Ideen sind immer einfach, sonst versteht sie keiner und dann funktionieren sie nicht.

In meiner Kellerdruckerei hatte ich nur drei «a»s. Du musste ich mir halt etwas überlegen. So habe ich skizzieren gelernt.

Das Redesign von «The Economist» habe ich mit Bescheidenheit gewonnen. Ich habe gesagt: «The Economist», wow, da hab ich Schiss. Die anderen sind reinmarschiert und haben erzählt, sie schütteln das aus dem Ärmel.

Mir hat's gefallen, sehr sogar! Danke, Erik Spiekermann, und gute Besserung. Wer sich eine Idee holen will, wie der Vortrag sonst so war, bitte.

17.10.07

Spiekermann in Wien

Ein dringlicher Veranstaltungstipp für heute: Kein geringerer als Erik Spiekermann spricht heute abend um 19 Uhr im MQ Designforum zum Thema «Typomanie ist unheilbar, aber nicht tödlich.» Jede/r, der/die kann, sollte da hin, auch wenn es 8 Euro kostet. Warum?

1. Der Mann ist eine lebende Designlegende.
Man könnte manchmal wirklich glauben, dass Spiekermann in allem, was in deutschsprachigen Landen (und nicht nur dort) designmäßig passiert ist, die Finger drin hatte. Er hat unter anderem MetaDesign und Fontshop mitbegründet, werkelte u.a. am Corporate Design von Volkswagen und Audi, gestaltete weiters mit ITC Officina und FF Meta zwei Klassiker der modernen Typografie. Der Mann ist, nota bene, erst 60 Jahre alt.

2. Der Mann kann schreiben
Einen Vortrag habe ich noch nie erleben dürfen, aber alleine Spiekermanns Bücher sprechen dafür, dass er nicht nur ein gestalterisches, sondern auch ein rhetorisches Talent ist. Für mich ist er eine Art typografischer Alleinunterhalter der mit seinem Witz und seiner Begeisterung auch den letzten Comic-Sans-Benutzer von der mikrotypografischen Ästhetik einer Renaissance-Antiqua-Serife überzeugen kann.

3. Der Mann ist Typomane
Wer schon angesteckt ist, muss bei einer öffentlichen Zelebrierung dieser Krankheit definitiv mit dabei sein.

Aber wehe, ihr schnappt mir den letzten Platz weg!

8.10.07

MAK Design Nite

Ein weiterer Höhepunkt der Desigwochen dräut am Horizont: Die MAK Design Nite. Das Museum für angewandte Kunst ist sowieso immer einen Besuch wert, allein das Gebäude ist wunderbar. Dafür verzeihen wir den Organisatoren sogar die «trendige» Orthografie. Es wird diskutiert und gefeiert, vor allem aber werden hochinteressante Beleuchtungskörper von Ross Lovegrove enthüllt, die so genannten Solar Trees. Hier das Programm von heute abend laut MAK:

20.30 Uhr Eröffnung der Ausstellung >> DesignShowcases 2007 AXIOME – Beispiel einer Gegenstrategie. Buchegger, Denoth, Feichtner DESIGN
MAK DESIGN SPACE

21.15 Uhr Gesprächsrunde >> Design für die Stadt – Aufbruch in die urbane Wirklichkeit
Gerald Bast (Rektor, Universität für angewandte Kunst Wien), Ernesto Gismondi (Präsident, Artemide S.p.A.), Ross Lovegrove (Designer, Studio Ross Lovegrove, London), Peter Noever (Direktor, MAK), Deyan Sudjic (Direktor, Design Museum London)

22.15 Uhr Erstmals in Österreich >> Präsentation des Swarovski Crystal Aerospace
Modell eines solarbetriebenen Autos von Ross Lovegrove für Swarovski Crystal Palace

22.45 Uhr Weltpremiere vor dem MAK >> Enthüllung des SOLAR TREE
Ein solarbetriebener Beleuchtungskörper für die Stadtbeleuchtung Wiens nach einem Entwurf von Ross Lovegrove, entstanden auf Initiative von Peter Noever

Quelle/Bild: mak.at

4.10.07

Ikea überall

Als überzeugter Öffi-Fahrer war es mir heute morgen unmöglich, gewisse blau-gelbe Botschaften zu übersehen. Ich entschuldige mich für die hässlichen Fotos, hatte nur die Handykamera dabei. Der Absender dürfte wohl ein bekanntes skandinavisches Möbelhaus sein. Zuvor hatte schon H&M ganze U-Bahnstationen zugekleistert. Werbung erobert auch noch den letzten Quadratmillimeter öffentlichen Raumes. Sie penetriert großflächig, wiederholt und hämmert ihre Botschaften ein. Irgendwann demnächst wird wohl jemand die noble Zurückhaltung, die höfliche Konsumenteninformation für die Werbung entdecken. Einfach um anders zu sein.

2.10.07

Staatspreis Design

Heute sind die Preisträger des «Adolf Loos Staatpreis Design» bekannt gegeben worden. Hier die Preisträger im Überblick:
Michaela Martinek für die Gläserserie «Wein & Wasser»
Christian Walch, Andreas Moll und Dietmar Kohler mit dem «Walchfenster 04»
Designbüro memux für den «Betonvorhang»
Robert Rüf für den Stapelstuhl «Links»
Elisabeth Krainer für die Gebirgsbahn «Luftzug»
Christina Zwittag für den Biwak «The Ritz» (PDF 1,8 MB)
Talia Radford für die orthopädische Bekleidung «Ergoskin»
Die ausgezeichneten Beiträge sind von 4. Oktober bis 8. November im MQ-designforum ausgestellt. Herzliche Gratulation!

(Quelle: Horizont.at)

1.10.07

Bawag: Neues Logo

Heute hat die BAWAG die Katze also aus dem Sack gelassen: Neue Bawag, neues Logo, neues Design, neue Werbung. Inhaltlich wird es die gute, alte Konzentration auf die Kernkompetenzen. Optisch hat sich einiges getan, auch wenn die Änderungen subtiler sind, als man hätte erwarten können.

Das alte Logo hatte doch etwas Häuslbauer-Mief angesammelt, hatte aber eine klare und unverwechselbare Form. Das Redesign (ich nehme an durch die neue Agentur Dirnberger De Felice) nimmt die bekannten Dreiecke auf und bastelt daraus tangrammäßig ein Segel oder eine Flamme, die über dem diskreteren Schriftzug züngelt. Nichts, was einen auf den ersten Blick aus den Socken wirft. Das sollte ein gutes Bankenlogo aber auch nicht. Für mich hat das Redesign den neuen Geist der Bawag (so er denn real ist) gut getroffen und eine gute Mischung zwischen alt und neu gefunden. Solide, praktikabel, wirksam. Es wird sicher Häme geben, weil es eine einfache Lösung ist, aber die Menschen lernen schnell. Mit gelben Dreiecken lässt sich dann übrigens endlich auch die PSK vernünftig ins Bawag-Logo integrieren. Weniger wirksam ist das Logo in der Quer-Version, weil dort das nach oben Strebende des Designs verloren geht.

Optisch sehr überzeugend finde ich den neuen Netzauftritt der Bawag. Der rote Rahmen ist gewichen, es dominiert der weiße Hintergrund und Fotos mit versetzten rot-transparenten Balken für die Botschaften. Auch hier hat man wohl nach all den Skandalen Leichtigkeit und Durchsichtigkeit gesucht. Das ist durchaus gelungen und wird wohl auch im Printbereich gut aussehen. Bleibt nur zu hoffen, dass dieser Wechsel mitten im Bawag-Prozess auch glaubwürdig wirkt. Und dass er genügend Abstand schafft zu dem, was war.

Vienna Design Weeks

Diese Woche gibt sich Wien als Design-Hauptstadt Europas: Die Vienna Design Weeks beginnen am Mittwoch. Bis zum 21. Oktober wird das Thema Design auf verschiedensten Ebenen abgehandelt: in Ausstellungen, Vorträgen, Diskussionen und Partys. Parallel dazu findet an der Angewandten am 8. und 9. Oktober die Konferenz Design 07 statt. Thema ist hier «Die Mitte», einerseits als gesellschaftliches (Mittelstand, Durchschnittsbürger), andererseits als gestalterisches Phänomen (Goldener Schnitt, ausgewogenes Design). Aus CD-Sicht ist vielleicht Patrick Cox der interessanteste Sprecher, hat er doch das viel diskutierte Logo der Olympischen Spiele in London 2012 konzipiert. Die Akkreditierung kostet halt 90 Euro.

Zwei Höhepunkte aus dem weiteren Programm der Design Weeks: Zum einen präsentiert sich mit der Schweiz erstmals ein Gastland. Die Ausstellung «belle vue – Junges Schweizer Design» im Museumsquartier werde ich mir schon aus rein patriotischen Gründen geben. Und hier berichten. Der zweite Pflichttermin ist ein Vortrag von Erik Spiekermann, einem der wichtigsten lebenden Schriftdesigner der Welt. Er wird am 17. Oktober um 19 Uhr im designforumMQ zum Thema «Typomanie ist unheilbar, aber nicht tödlich» referieren. Wer sein Buch «ÜberSchrift» gelesen hat, weiß, was er meint.

Ich hoffe, dass die Designwochen ein positives Echo bei Medien und Publikum erfahren. Leider wurde meiner Meinung nach zu spät und unvollständig über diese Veranstaltung informiert. Ich zum Beispiel habe davon zuerst im Fontblog erfahren, musst also den Umweg über Deutschland nehmen. Auf der durchgeflashten Website ist außer dem Programm und den Lokalitäten kaum etwas zu erfahren, da muss man schon die Presseseite besuchen. Außerdem empfinde ich auch als störend, dass einmal mehr das Stichwort «Design» zu 95 Prozent für Möbel- und Produktdesign steht, die Grafik also unter ferner liefen abgehandelt wird. Aber möglicherweise irre ich mich da und habe nur das Programm nicht verstanden.

28.9.07

Neue Banken-Logos

Kaum entschließt man sich mal, eine Woche auf Urlaub zu gehen, entschließen sich gleich zwei große österreichische Banken zum Rebranding. Die Ba-Ca hat sich entschlossen, künftig wieder nur noch Bank Austria zu heißen. Damit ist der Markenname Creditanstalt entgültig totfusioniert. Gleichzeitig lässt man die gut etablierte BA-Welle fallen, um statt dessen den gehakten Ball der italienischen Mutter UniCredit zu übernehmen.

Das ganze klingt für mich schwer nach Kompromiss. Die UniCredit-Gruppe ist dabei, ihre Töchter umzugestalten. Es ist den Österreichern wohl gelungen, zumindest den Namen «Bank Austria» zu retten, die Welle lag dann wohl nicht mehr drin. Glücklicherweise hatten beide von Haus aus die Farbe Rot. Aktuell wird das ganze erst im März 2008

Anders hat es die Bawag gemacht. Nach dem Skandal, der Beinahe-Pleite und dem Verkauf der Gewerkschaftsbank an einen internationalen Fonds musste ja wohl was passieren. Im September hat die Agentur Dirnberger De Felice den Bawag-Etat gewonnen. Heute abend wurden nun klammheimlich in den meisten Filialen die alten Plakate und Logos abgehängt. Auf der Website der Bawag ist darüber nichts zu finden, auch keine Pressemeldung. Das neue Logo gibt es derzeit noch nicht im Netz. Eine Revolution ist es aber nicht: Man hat mehr oder weniger das alte Icon umgedreht, die Proportionen und die Typo etwas verändert. Aber mehr darüber, wenn das Logo verfügbar ist.

19.9.07

Design Gangsta

Noch ein kleiner "Rausschmeißer", bevor ich mich auf den Weg zum Flughafen mache: Mehr ein Insider-Witz für Leute aus der Branche. Aber alleine die Pantone-Witze sind Gold wert. CMYK, Homie!

18.9.07

Ich bin dann weg

Ich wollte nur Bescheid geben: Nach einem Sommer voller Arbeit und Babyschaukeln mach ich mich doch noch mit Sack, Pack, Kind und Kegel in den Urlaub auf. Nur eine Woche und nur in die alte Heimat, aber besser als nix. Ich melde mich wieder, wenn ich zurück bin.

13.9.07

Crowdsourcing

Ach ja, die Modewörter des Web 2.0. «Crowdsourcing» ist eines davon. Früher nannte man das «Ideenwettbewerb». Doch dank Globalisierung, Elektronisierung und Internet nimmt das Ganze andere Dimensionen an. Ein bisschen so wie Kassettentauschen vs. Peer-to-Peer-Download.

Gleich zwei große deutsche Sites haben kürzlich Crowdsourcing-Wettbewerbe gestartet, weil sie auf der Suche nach einem neuen Logo waren. Die Social-Bookmark-Site Mr. Wong und das Blog Spreeblick. Die Dimensionen sind etwas unterschiedlich (400 Euro bei Spreeblick, insgesamt 12.000 Dollar für Mr. Wong), die Resultate ähnlich.

Spreeblick hat mitgeteilt, dass man sich trotz 50 plus Entwürfe nicht entscheiden konnte. Bei Mr. Wong ist die Entscheidung noch nicht gefallen, 127 Entwürfe von sagen wir mal unterschiedlicher Qualität werden die Sache nicht leicht machen. Schon jetzt kann man sagen, dass diese beiden Crowdsourcing-Experimente gescheitert sind.

Gründe dafür gibt es viele. Zum einen waren, wie fast immer, die Briefings nicht gerade vielsagend. Bei Mr. Wong lief es auf «wir brauchen ein neues Logo» hinaus. Wo und wie wird das Logo eingesetzt? Wer ist die Zielgruppe? Was will man aussagen? In welche ästethische Richtung soll es gehen? All das muss man sich selber denken. Bei Spreeblick gab's immerhin klarere Vorgaben, dafür kaum Budget. Die Möglichkeit, rückzufragen und jene Leute kennenzulernen, die nachher mit dem Logo arbeiten, gibt es natürlich nicht.

Die schiere Masse der Entwürfe ist das zweite Problem. Es wäre ja interessant, wirklich 100 Ideen für ein Logo zu haben, denn Kreativität heißt, viele Ideen zu sammeln und die besten herauszufiltern. Es hat sich nun aber niemand hingesetzt und selbst 100 Ideen gefunden. Im Gegenteil: Da die Chance zu gewinnen so gering ist, haben sich die meisten wohl nicht mehr als ein, zwei Stunden Zeit genommen, um ihren Eintrag fertigzustellen. Das Resultat: Wir haben eigentlich nur 100 erste Ideen und nie die 100. Idee. Aber genau die wäre wohl die beste gewesen. Es kommt noch dazu, dass viele Teilnehmer offensichtlich auch ihr erstes Logo gestaltet haben und jene Fehler begangen haben, die man nach dem 50. Projekt nicht mehr macht.

Es läuft also auf die Frage hinaus, ob ich lieber 200 Liebhaber oder einen Profi für mein Projekt arbeiten lasse. Ein finanzielles Risiko ist es allemal, egal, welchen Weg ich gehe. Denn auch ein Profi-CD-Projekt kann schief gehen, wenn Kunde und Grafikbüro einander nicht vor dem ersten Entwurf genau verstehen. Es gehört eben auch zum Job eines Profis, genau dafür zu sorgen.

Ideenwettbewerbe können enorm inspirieren, vor allem, wenn es nur um Ideen geht. Sobald auch eine Umsetzung, die technisches Wissen erfordert, gefragt ist, würde ich eher die Finger von «Crowdsourcing» lassen. Jeder Mensch ist kreativ, das stimmt und das gilt es zu nutzen. Aber nicht jeder Mensch ist ein Experte für jede Materie. Ich denke: Gerade in unserer Informationsgesellschaft gilt es, viel zu wissen und zu sehen, aber nur das zu tun, was man wirklich am besten kann.

6.9.07

Neue iPods

Neue iPods: Courtesy of AppleBild: Courtesy of Apple

Die neuen iPods sind also aus dem Sack: Der jüngste Kandidat ist eine Art iPhone ohne Telefon, also mit Touchscreenbedienung, WiFi, Browser und den bekannten Officefunktionen wie Adressbuch und Kalender. Der iPod Video heißt jetzt iPod Classic.

Die erste Reaktion als Apple-User ist natürlich Begeisterung, das kommt schon reflexartig. Doch dieses Mal kamen mir kurz danach die Zweifel, wie schon zuletzt beim iPhone. Zweifel, die den Wert der Marke iPod betreffen.

Der iPod ist bestimmt die Marke und das Gadget des frühen 21. Jahrhunderts. Das ist auf den ersten Blick verwunderlich: Warum hat gerade eine klassische Hardware/Software-Firma wie Apple es geschafft, das neue Spitzenprodukt im Bereich mobile Musikabspielgeräte zu schaffen? MP3-Player gab es schon vorher, auch mit Festplatte. Das schöne Äussere allein kann es nicht gewesen sein, nicht bei den hohen Preisen. Nun, Apple hat sich auf das besonnen, was das Unternehmen am besten kann: userfreundliche, intuitive Interfaces und funktional durchgestaltete Geräte, die das tun, was ich von ihnen will, ohne dass ich viel nachdenken muss sowie perfekte Integration von Software, Hardware und Content (hier Musik). Sie sind nicht hingegangen und haben sich überlegt, welche tollen Features sie noch in ihr Gerät packen könnten, damit es sich von der Konkurrenz etwas abhebt. Sie haben sich hingesetzt und ein von Grund auf neues Ding gestaltet für Menschen, die ihre Musik (und zwar die ganze Musiksammlung) immer mit dabei haben wollen. Resultat: iPod.

Der iPod konnte nur etwas, das dafür perfekt. Der große Vorteil dabei: Jeder weiß, was ein iPod ist und wofür er gut ist. Selbst Leute, die noch nie einen Mac aus der Nähe gesehen haben. iPod ist schon ein Synonym für MP3-Player geworden und somit der legitime Nachfolger des Walkman.

Aber mit der vierten iPod-Generation bedrängte der Druck des Erfolges und die immer kürzer werdenden Produktzyklen des Marktes den iPod. Er musste nun auch Fotos anzeigen, dann Videos abspielen. Schließlich wurde er in ein Telefon gepackt und kommt jetzt ohne Telefon als Konvergenz-Gerät wieder. Der iPod ist jetzt also ein Surf-Adress-Kalender-Musik-Video-Gerät. Ein Problem dabei ist, dass ein Gerät nicht alles am besten können kann. Ein weiteres, dass so die Marke iPod verwässert wird. Wenn eine Marke den Beinamen «Classic» führen muss, ist das eigentlich ein Warnsignal. Man erinnere sich an Classic Coke vs. New Coke. Nicht alles, was neu ist und mehr kann, ist automatisch besser und begehrter. Gewisse Dinge dürfen auch einfach gut bleiben. Zum Beispiel mein iPod dritter Generation, still going strong.

5.9.07

Google-Logo

In unserer Zeit der Multi- und Crossmedialität wird immer klarer, dass auch das Logo beweglicher wird. Es muss nicht mehr immer das unveränderliche Zeichen sein, das rechts oben auf dem Briefpapier klebt. Es darf leben, spielen, spinnen. Bekannt ist das Beispiel der Expo 2000 in Hannover oder als österreichisches Gegenstück jenes von Graz 2003 Kulturhauptstadt Europas, das ich immer wieder gerne in meinen Corporate-Design-Kursen herzeige.

Am bekanntest sind aber wohl die Variationen des Google-Logos zu Feiertagen, historischen Ereignissen und Geburtstagen großer Menschen. Hinter den einfallsreichen Intepretationen des Logos steckt Dennis Hwang, seines Zeichens eigentlich International Webmaster bei Google. Was soll man sagen, Google zieht einfach kreative Köpfe an, siehe diesen Artikel in Brand Eins. Hier ist eine Übersicht über alle Logovarianten aus der Feder Hwangs.

29.8.07

Eurobrand

Ein Veranstaltungs-Hinweis: Das Eurobrand Forum 2007 findet am 19. und 20. September statt, und zwar unter dem Motto «Living Brands – Create Values». Der Schwerpunkt liegt auf dem Thema Marken in Europa in bezug auf Markenführung, Markenbewertung und Markenpsychologie. Am Vorabend der Konferenz wird die neue Eurobrand-Studie präsentiert, eine aktuelle Markenwertstudie, für die 3.000 Unternehmen in 24 Ländern analysiert wurden. Das dürfte sicher mit der spannendste Teil der Konferenz werden.

Die großen Keynotes sucht man vergeblich, an der Eurobrand wird ausschließlich in Panels diskutiert. Aushängeschild und Repräsentant der Marke Österreich (das Land, nicht die Zeitung) ist Kanzler Alfred Gusenbauer. Ein Markenstratege? Auch sonst scheint der Fokus eher auf hiesigen Marken und Interessen zu liegen, selbst wenn Experten aus Russland, Deutschland und der Schweiz anreisen. Von Markenseite sind Unternehmen wie Danone, Mercedes, Siemens, TUI oder Raiffeisen vertreten, also eher die alte Garde als die Innovatoren des Markenuniversums. Markengurus oder Markenmacher von der Kommunikationsseite sucht man bisher vergebens am Programm. Jemand mit der Ausstrahlung eines Al Ries hätte dem Forum gut getan. Lag vielleicht nicht drin im Budget. Andererseits, bei einer Registrationsgebühr von 750 Euro exkl. USt. … ?

MS Paint

Die Story hinter einer klassischen Designer-Software. ;-)

27.8.07

Logo-Trends

Alle Jahre wieder kommt der Trendreport der Kollegen von Logolounge.com. Aus Tausenden gesammelten Logos des Jahres werden Trends heraus destilliert, die im vergangenen Jahr bestimmend waren. Denn auch das Logo-Design, so gerne wir zeitlos wären, ist durch Moden bestimmt. Die Kunst ist, zwischen einem Trend mit baldigem Ablaufdatum und relevanten kulturellen Strömungen zu unterscheiden. Hängt man dem ersten nach, wird der Kunde schon in wenigen Jahren ein Logo mit langem Bart haben. Gut fürs Geschäft, wenn man der Redesigner ist.

Insbesondere dann, wenn wir die Trendreports der letzten Jahre anschauen, werden einige Dinge klar. Erstens: Die alten Regeln gelten kaum mehr. Logos dürfen heute in CMYK gedruckt werden und mit allen Photoshop-Tricks spielen. Jene Technologien, die das bisher verboten haben, gehen langsam den Bach runter. Stempeln, Faxen, klassischer Siebdruck, all das wird durch elektronische Kommunikation in RGB und digitale Print-on-Demand-Technologien langsam aber sicher ersetzt.

Klar wird aber auch, dass es für jeden Trend auch einen Gegentrend gibt. Wenn also seit drei, vier Jahren die Logos immer dreidimensionaler, aufgeblasener und verschwommener werden, ist plötzlich wieder sehr viel Platz für klassische, klare, einfache Designs. Ich denke, wir sind schon jetzt in der Situation, dass klassische Logos mit einer guten Idee im Hintergrund mehr auffallen, als die tausendste Photoshop-Spiegel-Schatten-3D-Web-2.0-Geschichte. The more things change, the more they stay the same.

22.8.07

Linkhandel

Gestern abend ist die Meldung bekannt geworden: Google definiert den Tausch und den Handel von Links als Spam. Eine Nachricht, welche die nicht ganz so seriösen Anbieter von Suchmaschinen-Optimierung tüchtig ins Schwitzen bringen wird.

Worum geht es? Linkpopularität ist neben inhaltlicher Relevanz das wichtigste Kriterium für Google, wenn es darum geht, Websites nach Wichtigkeit zu reihen und mit dem so genannten PageRank zu bewerten. Linkpopularität heißt, eine Site wird besser gereiht, je mehr Links von anderen Sites auf sie verweisen, je besser diese Sites jeweils gereiht sind und je mehr thematisch relevanten Inhalt die verweisenden Websites enthalten. Ein Link von derstandard.at (PageRank 7) ist also mehr wert als einer vom Wirtschaftsblatt (PageRank 3). Zusätzlich ist ein Link von einem großen Designportal zum Beispiel für kreisrot.at wichtiger als der von einer privaten Website über Katzenbabys.

Es war und ist nun gängige Praxis, die Linkpopularität der eigenen Website über das Tauschen von Links zu erhöhen, im Geschäftsbereich auch mit dem Kauf von Links. Das wurde von Google nie gerne gesehen, aber toleriert. Jetzt soll sich das ändern. Der Suchmaschinen-Marktführer kündigt damit an, Websites auf die schwarze Liste zu setzen, die mit Linktausch und Linkhandel arbeiten.

Wie heiß das gegessen wird, kann jetzt noch niemand sagen. Nach welcher technischen Logik das laufen soll, verrät Google natürlich nicht. Zu erwarten ist, dass es jetzt den unzähligen Webarchiven, deren einziger Zweck das Pushen der eigenen Linkpopularität ist, an den Kragen geht. Noch mehr als bisher werden Site- und Serverfarmen, die keinen Content bieten, sondern nur die Linkpopularität zahlender Kunden erhöhen sollen, aus dem Index geworfen.

Natürlich geht man dabei auch das Risiko ein, dass «brave» Websites irgendwie von den Anti-Linktausch-Algorithmen erfasst und schwarzgelistet werden. Gegenseitige Verlinkung von Websites muss ja nichts Böses, sondern kann durchaus logisch und relevant sein. Insgesamt ist der Schritt von Google aber sicher zu begrüßen. Wenn alles so funktioniert wie angekündigt, werden echte, relevante Links und Seiten mit gutem Inhalt aufgewertet.

(Quelle: Horizont)

21.8.07

Denken, zeichnen, machen

Okay, das Web ist voll von Millionen Seiten und fast ebenso vielen Blogs. Aber dass ich dasjenige des britischen CD- und Brandbüros Johnson Banks bis heute nicht im FeedReader hatte, ist schon erstaunlich. Fontblog half.

Besonders mag ich einen Beitrag von Michael Johnson über seine Arbeit mit Skizzenbüchern. Es ist einerseits spannend zu sehen, dass die besten Designer der Welt es nach wie vor schätzen, ihre Gedanken und Ideen auf Papier festzuhalten, bevor sie sich für erste Umsetzungsversuche an den Rechner setzen. Es hilft einfach dabei, den Kopf frei zu halten und sich nicht durch die Möglichkeiten einer bestimmten Software auf gewisse, meist gut ausgetretene Wege leiten zu lassen. Software ermöglicht viel, schränkt aber auch ein. Immer dann, wenn man das Werkzeug bestimmen lässt, wie die Arbeit aussieht. Andererseits ist es erstaunlich, wie nah gewisse schnelle Skizzen dem Endresultat sind, welchen Weg die Idee aber auch gelegentlich zurücklegt. Was beim aktuellen Eintrag des Blogs besonders gut herauskommt. Er zeigt das Finetuning eines Logos in 17 Stufen; wobei schon die erste Stufe ziemlich gut ausschaut.

13.8.07

Sommerloch

Das Sommerloch ist auch nicht mehr, was es einmal war. Früher musste ich meine Wahlheimat Österreich einfach dafür hasslieben, dass über die Monate Juli und August nichts, und zwar genau nichts los war. Pünktlich zum Beginn der Schulferien hörte das Telefon auf zu klingeln, E-Mails kamen nur noch im Tagesrhythmus, Kunden hoben ihr Handy nie ab. Die Druckereien waren auf Betriebsurlaub, Rechnungen wurden selbstverständlich auch keine bezahlt. Kurz: Du konntest deine Bude auch zusperren, weil eh nichts los war. Gut für die Entspannung, schlecht fürs Bankkonto

Im September wurde dafür alles nachgeholt, da die Unternehmerinnen und Unternehmer mit frischer Motivation aus der Sommerfrische zurück kamen und dann gleich gestern Resultate auf dem Tisch haben wollten.

Dieses Jahr ist plötzlich alles anders. Den Juli haben wir derart durchgehackelt, dass von Sommer nicht die Rede sein konnte. Anfragen trudelten mit schöner Regelmäßigkeit herein. Wir hatten Druckjobs, Kundentermine, Logopräsentationen, sogar einen Pitch. Erst Anfang August ließ das ganze etwas nach, und jetzt können wir ein bisschen durchatmen. Nicht so gut für die Entspannung, gut fürs Bankkonto.

Warum dieser Wandel? Vielleicht war ganz Österreich auf einem Zeitmanagement-Seminar und hat sich überlegt, dass man den Sommer eigentlich auch nützen könnte, um ein Projekt mal gemütlich und rechtzeitig anzugehen, um dann im Herbst weniger Stress zu haben. Vielleicht sind NOCH mehr Schweizer als jetzt schon nach Wien gezogen. Vielleicht spüren wir auch einfach die Auswirkungen der steigenden Konjunktur, die es Unternehmen erlaubt, wichtige, aber vermeintlich nie dringende Dinge wie Corporate Design anzugehen.

31.7.07

Interbrand Ranking

Jedes Jahr zur Saure-Gurken-Zeit präsentiert die BusinessWeek in Zusammenarbeit mit Interbrand das Ranking «Top 100 Global Brands».

Auf den ersten Blick überwiegt die Ernüchterung: Auf den Spitzenplätzen hat sich so gut wie nichts getan. Nach wie vor liegt Coca-Cola vor Microsoft und IBM. Der Markenwert von Coke hat zwar drei Prozent abgenommen, liegt aber nach wie vor bei über 65 Milliarden Dollar. Eine unvorstellbare Zahl, insbesondere wenn man weiß, dass darin tatsächlich nur der Wert des Brand enthalten ist, nicht etwas Werte wie Infrastruktur, Produktionsstätten, Vertrieb und so weiter.

Die erste Lektion aus dem Ranking ist also: Globale Marken werden nicht über Nacht erschaffen und auch nicht zerstört. Nur mit jahre- und jahrzehntelanger Markenarbeit kann es eine Marke zu Weltruhm und solchen Werten bringen. Internet hin oder her

Im Detail wird das Ranking dann doch spannend. Interessant sind besonders die Markengewinner und -verlierer sowie die Präsenz europäischer Länder. Ganz vorne mit dabei ist Deutschland mit zehn Brands, Mercedes-Benz sogar unter den Top Ten. Bei den Deutschen dominieren die großen Automarken, SAP, Siemens, Adidas, Allianz und Nivea stellen die andere Hälfte. Die kleine Schweiz ist immerhin vier Mal am Start. Auch hier kommt das, was man vom Land erwartet: Schokolade, Uhren und Banken. Nestlé ist mit dem Unternehmen und der Marke Nescafé stark vertreten, die internationale Investmentbank UBS war der Aufsteiger der letzten zwei Jahre und Rolex ein Dauerbrenner im Luxussegment, wo im übrigen auch Frankreich besonders gut vertreten ist.

Für uns hier stellt sich natürlich die Frage: Warum hat es keine einzige österreichische Marke ins Ranking geschafft? Red Bull, Swarovski oder VA Tech fehlen in den Top 100. Die Antwort liegt wohl in der mangelnden Präsenz dieser Marken außerhalb Europas und den USA. Das Stichwort «global» wird in der Interbrand-Studie groß geschrieben, auch wenn der reine Markenwert von Red Bull der Dose mit den Stieren Platz 42 einbringen würde. Also: Austria go global!

Zurück zu den Gewinnern und den Verlierern. Auch bei diesen setzen die meisten einen vorhandenen Trend fort: Kodak hat den Anschluss an die digitale Fotografie verpasst und sackt trotz Bemühungen in die richtige Richtung um weiter zwölf Plätze ab. Auch Ford gehört mit elf verlorenen Plätzen zu den großen Verlierern: Der drittgrößte Autohersteller bezahlt die Zeche für eine verfehlte Modellpolitik plus Preiszerfall und die daraus resultierenden drastischen Sparmaßnahmen.

Zu den Gewinnern gehören neben Google (vier Plätze aufgestiegen auf Rang 20) insbesondere Apple (+6) und Nintendo (+7). Apple hat mit dem iPod die Marke des frühen 21. Jahrhunderts geschaffen und legte auch dank dem Switch zu Intel-Prozessoren auch im Bereich Software/Hardware ordentlich zu. Noch spannender ist die Story von Nintendo, die nach dem durchschlagenden Erfolg der Sony Playstation zwischenzeitlich schon abgeschrieben wurden. Doch die neue Konsole Wii hat das Spiel umgedreht. Während sich Playstation und Xbox eine Schlacht um die beste Grafik und die fetteste Hardware lieferten, konzentrierte sich Nintendo auf das, was Nintendo schon immer gut konnte: Neue Spielideen. Dank der neuartigen Bedienung von Wii, ganz ohne Joypad, erschloss man sich neue Kundensegmente. Nintendo hat damit seine Konkurrenten rechts überholt und spielt sein eigenes Spiel.

Marken zu erschaffen ist also eine Angelegenheit, die Zeit braucht. Marken zu erhalten bedeutet, den eigenen Botschaften treu zu bleiben. Und Marken zu revitalisieren bedeutet, die alten Botschaften mit neuem Inhalt zu erfrischen. Das nennt man dann Branding

25.7.07

Against Line Extensions

In der aktuellen «Brand Eins» gibt es wieder einmal etwas zu lernen. Ja, ich weiß, ich zitiere das Magazin etwas häufig, was wohl daran liegt, dass es das einzige Wirtschaftsmagazin ist, das ich wirklich lese. Weil es das einzige ist, das wirklich etwas bringt. Dieser Artikel zeigt einmal mehr auf, was vom Phänomen der Line Extension zu halten ist. Kurz gesagt geht es darum, dass die Marke Blend-a-Med durch die Einführung vieler neuer Geschmackssorten vollkommen verwässert und geschwächt wurde, während Elmex und Aronal mit der selbst auferlegten Beschränkung auf diese zwei Marken langfristig erfolgreich war.

Line Extension bedeutet, eine Marke auf mehrere Produkte auszuweiten, entweder durch neue Sorten oder durch den Transfer der Marke auf gänzlich andere Produkte (z.B. Parfums einer Modemarke). Ersteres wird vor allem von den großen Markenartiklern bis zum Umfallen betrieben. Die immer kürzer werdenden Produktzyklen verleiten die Konzerne dazu, neue Produkte gleich in fünf verschiedenen Varianten (z.B. Geschmacksrichtungen) herauszubringen und dann im Quartalsrhythmus nachzulegen. Das führt zwischenzeitlich dazu, dass ganze Regale im Supermarkt von einer einzigen Marke gefüllt werden.

Das Problem dieser Dach-, Sub- und Subsubsubmarken ist, dass die eigentliche Funktion einer Marke verloren geht: Marken sollen für Orientierung sorgen, ein einzigartiges Versprechen abgeben. Wenn dieses Versprechen dann plötzlich für zwölf verschiedene, ständig variierende Produkte gelten soll, geht irgendwann die Glaubwürdigkeit verloren. Ich zum Beispiel könnte mein Haargel niemandem empfehlen, weil ich einfach den Namen nicht aus dem Kopf rezitieren kann. Ich hab's nachgeschaut, es heißt:

Schwarzkopf 3Wetter taft Chaos Look Modelling Gel Ultra Strong

Eine «Marke» also mit mindestens vier Untertiteln. Das, wo jeder Webdesigner weiß, dass die meisten Menschen spätestens bei der dritten Ebene einer Informationshierarchie aussteigen. Überforderung pur. Also das Gegenteil von Marke.

Die Geschichte erinnert mich an einen Pepsi-Spot aus den 80ern. Ein Mann geht in eine Bar und will ein Cola bestellen. Der Barkeeper fragt: «Was darf es denn sein? Coke, Coke Classic, Cherry Coke, Diet Coke, Koffeinfrei? Oder einfach Pepsi?»

Was ist die Alternative zu diesem Markenwahnsinn? Mit einem Wort: Fokus. Die langfristige Konzentration auf eine Marke und ein dazugehöriges Produkt. Wie es die ebenfalls von mir ständig zitierte Marke Red Bull vorgemacht hat. Das Unternehmen Red Bull ist mehrmals mit neuen Getränken gescheitert, hat aber niemals Schaden davon getragen, weil diese nicht «Red Bull» hießen. Mit der Einführung eines Light-Produkt hat man jahrelang zugewartet, um keinesfalls die Identität der Marke zu gefährden. Keine Experimente, sondern an Sturheit grenzende Konsequenz der Markenführung. Das ist der Weg, um nicht den kurzen Produktzyklen nachzuhecheln, sondern selbst dafür zu sorgen, dass die Zyklen länger werden. Was nur mit starken Marken geht.

17.7.07

Marken

Im Brand-Eins-Forum von XING ist eine interessante Diskussion zum Thema Marken und Markenführung entstanden, weil jemand die simple Frage gestellt hat: «Wie macht man eine erfolgreiche Marke?» Es handelt sich wohl um die Gretchenfrage des 21. Jahrhunderts, dennoch meine kurze Antwort hier noch einmal fürs Rundschreiben:

Marke ist nicht gleich Produkt. BMW, AUDI und Mercedes haben relativ ähnliche Produkte. Auch Coca-Cola und Red Bull sind eigentlich beide kohlensäurehaltige Erfrischungsgetränke mit viel Zucker und etwas Koffein. Es ist weder der Geschmack, noch die Technik, der den Unterschied macht. Den Unterschied macht die Botschaft der Marke. Coca-Cola ist Erfrischung, Red Bull Energie, BWM ist Freude am Fahren, AUDI ist Technik, Mercedes ist Prestige.

Eine gute Marke findet eine klare, glaubwürdige und möglichst einzigartige Botschaft und kommuniziert diese mit an Sturheit grenzender Konsequenz. Vom Design des Markenzeichens über den Slogan bis hin zum Vertriebskonzept muss alles zur Botschaft passen.

Der perfekte Weg ist, sich nicht an irgendwelche Vorbilder anzuhängen, sondern eine neue Kategorie zu erfinden. So wie es Red Bull mit dem Energydrink gemacht hat. Oder Apple mit dem iPod (obwohl es schon lange MP3-Player gab).

So wie die Großen haben es auch viele Kleine geschafft, wenn auch in beschränkteren Märkten. Dennoch: Lieber in Wien Favoriten Marktführer sein als weltweit mit dem Schwarm mitschwimmen.

5.7.07

Hurra, ich bin Autor!

Hier mal eine Ankündigung in ganz eigener Sache: Mein Name steht jetzt auf richtigen Büchern. Vorne drauf! Ich als Büchernarr und alter Literaturwissenschaftler bin darauf natürlich stolz wie nix. Und es hat auch etwas mit dem Thema dieses Blogs zu tun: Die Bücher sind nämlich nicht das Resultat meiner geschickten Verhandlungen mit Verlagen, sondern die Kombination aus alten Texten, dem Internet und modernsten Print-on-Demand-Technologien.

Dank Lulu.com kann heute eh jeder publizierter Autor sein, ganz ohne finanzielles Risiko und Verlag. Man schickt einfach das fertige Textdokument zu Lulu, diese stellen das Buch in ihren Shop und drucken, sobald bestellt wird. Kein Risiko, kein Lager und relativ hohe Gewinnbeteiligungen für den Autor. Man wird sehen, ob dieses Verfahren zu einer Demokratisierung des guten Texts oder zu einem Sammelsurium befriedigter Eitelkeiten führen wird.

Bei mir ging es noch leichter. Ich habe vor Jahren einige Uni-Arbeiten bei Hausarbeiten.de eingestellt, damals noch ohne etwas damit zu verdienen, einfach aus der Güte meines Herzens heraus. Mittlerweile kann ich damit auch gelegentlich eine Wurstsemmel verdienen. Kürzlich schreibt mich jedoch das Unternehmen hinter Hausarbeiten.de an, dass sie einige Texte als Bücher veröffentlichen wollen, weil sich das Zeug auf Papier besser verkauft. Vertrag akzeptiert, Abstract geschrieben und schon steht das Buch auf Amazon. Das gedruckte Resultat habe ich noch nicht gesehen. Aber ich freue mich sehr darauf, dass jetzt vielleicht eine zweite Person nach meiner Professorin meine Diplomarbeit über Philip K. Dick lesen wird. Demnächst in Buchform

3.7.07

Studie zu Corporate Blogs

Wissenschaftliche Forschung ist immer zu unterstützen, deshalb hier der Link zum Online-Fragebogen einer Studie über Corporate Blogs zweier Studenten der Universität im schweizerischen Fribourg. Da ich den Fragebogen gerade ausgefüllt habe, weiß ich auch, worauf die beiden hinaus wollen. Es geht einerseits um Lesegewohnheiten der Rezipienten von Corporate Blogs, aber auch um deren Einschätzung der Glaubwürdigkeit dieser neuen Form der Unternehmenskommunikation. Der Fragebogen ist noch bis Ende Juli online.

Für mich sind Corporate Blogs als Leser und als Autor die Lösung, auf die ich schon immer gewartet habe. Als Leser entscheide ich, von wem ich Informationen beziehen, wo und wann ich sie lesen möchte. Ich wähle aus, welche Texte mir Nutzen bringen und welche reines Marketing-Gewäsch sind. Wenn ich nicht einverstanden bin mit den Inhalten oder etwas beizutragen habe, kommentiere ich. Umgekehrt habe ich als Blogschreiber einen Kanal, um mich schnell mit Interessierten innerhalb und außerhalb meiner Branche auszutauschen. Ich bin gezwungen, Nutzen und sinnvollen Inhalt zu bieten und mich mit Gleichgesinnten im gesamten deutschsprachigen Raum zu vernetzen, sonst wird mein Blog ein Orchideendasein fristen. Statt immer neue Werbe-Schmähs auszuhecken und diese für viel Geld in eine anonyme, desinteressierte und überforderte Öffentlichkeit zu schicken, kann ich mein Profil in der eigenen Publikation, dem Corporate Blog schärfen. Und ich erhalte sofort Feedback, wenn ein Thema mal kontrovers ist.

Der unternehmerische Nutzen eines Corporate Blog lässt sich nicht so leicht in Umsatzzahlen übersetzen. Wir haben zwar die Zugriffe auf unsere Website durch den zusätzlichen Content innerhalb eines Jahres verfünffacht, die meisten Neukunden gewinnen wir dennoch eher über Google Adwords oder persönliche Empfehlungen. Doch nicht jeder Wert lässt sich quantifizieren. Ich bin überzeugt, dass das Rundschreiben uns nützt, solange es den Leserinnen und Lesern etwas nützt.

26.6.07

Corporate Design Manuals

Wir sind gerade dabei, die erste Phase eines sehr spannenden, sehr lehrreichen Projekts abzuschließen. Lehrreich deshalb, weil wir einmal die Position am anderen Ende des Corporate Design Manuals einnehmen. Normalerweise erstellen wir ja diese praktischen Handbücher für Kunden, die sich Leitlinien für ihren einheitlichen Auftritt nach außen wünschen. Jetzt haben wir von unserem neuen Kunden ein Manual erhalten, das konzernweit eingesetzt wird. Die Aufgabe war dementsprechend auch weniger, komplett neue Materialien zu kreieren, als in kürzester Zeit die Österreichtochter des Konzerns mit angepassten Druckwerken zu versorgen.

Das Schöne an der Sache ist, dass sich bei dieser Arbeit für mich alles bestätigt hat, was ich immer predige: CD-Manuals sind absolut hilfreiche Werkzeuge, die es ermöglichen, solche Projekte effizient durchzuziehen. Wenn einmal Logo, Bildkonzept und Look & Feel des Layouts bestimmt sind, ist es ein Leichtes, nach diesen Vorgaben neues Material zu schaffen, das noch dazu perfekt ins öffentliche Bild passt.

Wichtig dabei ist nur, dass das Manual nicht mit Millimetern herumpitzelt, sondern einen flexiblen Spielraum definiert, innerhalb dessen man werken kann. Wenn alles bis auf die letzte Ecke festgelegt ist, führt sich das Manual ad absurdum. Dann wäre es sinnvoller, fixe Layout-Vorlagen rauszuschicken, in denen man nur noch den Text austauscht.

Wie gesagt, das Arbeiten mit dem Manual unseres neuen Kunden hat Spaß gemacht und war wirklich effizient. Jetzt ist alles in Produktion, und wir halten die Daumen, dass auch das Endresultat überzeugt.

21.6.07

creativespace.at

Die Wiener Wirtschaftskammer hat sich in den letzten zwei Jahren sehr um die so genannten «Creative Industries» gekümmert mit dem erklärten Ziel, Wien zu einem Top-Standort für diese Sparte zu machen. Diverse Initiativen und Förderungen wurden dafür ins Leben gerufen, insbesondere für die Sparten Produktdesign, Musik und Mode, wo man sich den schnellsten Nutzen für den Wirtschaftsstandort erwartet.

Das neuste Produkt dieser Anstrengungen ist creativespace.at, eine Website, die als Plattform für die gesamte Wiener Kreativwirtschaft dienen soll, beziehungsweise als Marktplatz, auf dem die nicht so kreative Wirtschaft Dienstleistungen finden soll.

Klar, wir lassen keine Gelegenheit aus, unsere Referenzen zu präsentieren. Also haben wir uns fix registriert und wurden per Mail mit einem Word-Formular beglückt, das es korrekt auszufüllen galt, inkl. einer Liste mit den zu verlinkenden Bildern. Willkommen im Web 0.5! Gut, der Content stand trotzdem sehr fix online und schaut auch ganz gut aus. Da die Kammer massiv Werbung für das Portal gemacht hat, haben sich auch einige Zugriffe auf unsere Website ergeben. Dennoch ist die Liste der Unternehmen, die mitmachen, bisher eher kurz, vor allem in den Bereichen jenseits von Grafik Design. Noch viel kürzer ist die Liste der Job-Angebot im Marktplatz. Gut, lassen wir es mal in Ruhe wachsen.

Klar ist: Ich erwarte mir nicht viel von dem Portal. Meine Vermutung ist, dass es vor allem von der Kreativindustrie dazu benutzt wird, ein Auge auf die Konkurrenz zu werfen. Auch okay. Der Trendforscher Charles Leadbeater hat es in diesem Interview jedoch schön auf den Punkt gebracht: Wenn schon staatliche Intervention, dann sollte in das kreative Umfeld einer Stadt investiert werden. Da gäbe es in der Kulturstadt Wien viele Ansatzpunkt, wo durchaus auch schon etwas gemacht wird. Die hundertste Netzwerkplattform und das tausendste Netzwerktreffen mit Buffet werden an der Situation, dass Design von der Mehrzahl der Unternehmen unterschätzt wird, nichts ändern. Kein Verband kann uns die Arbeit abnehmen, raus zu gehen und unsere potenziellen Kunden zu überzeugen.

Die einzige Netzwerkplattform, die mir je etwas gebracht hat, ist XING, als es noch OpenBC hieß. Was meiner Meinung nach daran liegt, dass auf dieser Plattform (für die Benützer) die Menschen und nicht das Geschäft im Vordergrund stehen. Es geht für mich eher darum, das Potenzial der realen Vernetzung meiner Kontakte zu erkennen, als dieses Netzwerk künstlich zu erweitern. Wenn Netzwerke dazu geschaffen werden, irgend jemandem etwas zu verkaufen, führt das nur dazu, dass die Mitgliederliste voller Verkäufer ist, die dir etwas andrehen wollen. Dementsprechend wenige Käufer werden da mitmachen. Echte Netzwerke, gute Plattformen sind eben gerade nicht geschäfts- und zielorientiert. Das Netzwerk ist Selbstzweck. Und das ist paradoxerweise gut fürs Geschäft.

19.6.07

16er Blech

In der neuen Ausgabe von «Brand Eins» (S. 32) wird über die Anstrengungen der Brauerei Beck & Co berichtet, Biertrinken wieder populär zu machen, das, nachdem im Land des Biers sowohl Image als auch Konsum den Brauereibach runter zu gehen drohen. Langer Artikel, kurzer Sinn: Man macht leichtere Biere und Biermischgetränke, um Frauen und Jugendliche vermehrt anzusprechen. Angesichts der laufenden Debatte um den Alkoholkonsum der Jugendlichen vielleicht fragwürdig, marketingtechnisch aber etwas, das derzeit Schule macht.

Bier wieder «trendy» zu machen, das versucht auch die traditionsreiche wieder Ottakringer-Brauerei, allerdings ohne dabei auf Bier mit Orangengeschmack zurückzugreifen. «16er-Blech» heißt das neue Bier in der schicken, chromglänzenden Nietendose. Klingt nicht gerade schick und hip, zumindest für den Nicht-Wiener, entspricht aber einer ausgesprochen schlauen Brand-Strategie, die viel zu selten angewendet wird. Ottakringer hat einfach seinen Kunden aufs Maul geschaut. Die Wiener geben ihren Lebensmitteln gerne Spitznamen (auch der Wurst). Und wer am Würschtlstand gut da stehen will, bestellt deshalb im breitesten Dialekt «a Eitrige, a Bugl und a 16er-Blech», also einmal Käsekreiner mit Semmel und einem Bier aus dem 16. Wiener Gemeindebezirk. Eine schwächere Marke hätte sich dieser Prolosprüche geschämt und versucht, vom Image des Wiener Lokalbiers wegzukommen. Ottakringer war schlauer hat den kultigen Spruch für sich genutzt. Radiowerbung im breitesten Slang, Plakate und ein Lexikon des Wiener Würschtlstand-Slang ergänzen den stimmigen Launch. Dazu kommt der ironische Slogan «Schön sprechen.» Noch ein Spruch aus dem Wienerischen, der schön mit dem Englischen «Watch your language» übersetzt werden könnte.

Branding heißt also nicht immer, neuartige Wortkreationen zu schützenswerten Marken zu machen. Manchmal reicht es auch, seinen Kunden zuzuhören.

18.6.07

Lustige Urkunde

Ich melde mich hiermit offiziell aus dem Vaterschaftsurlaub zurück. Gleich mit einer lustigen Typo-Geschichte vom Standesamt. Geneigte Blog-Leser wissen ja schon, was der Durchschnittsdesigner von einer bestimmten in Windows vorinstallierten Schriftart hält. Es entbehrt also nicht einer gewissen Ironie, dass das erste Dokument im Leben meines zweiten Sohnes, seine Geburtsurkunde, in Comic Sans ausgefüllt wurde. Call me old-fashioned, aber auf einer staatlichen Urkunde würde ich mir schon eine klassische Serifenschrift wünschen. Comic auf der Geburtsurkunde, das ist ja wie Bodoni am Handydisplay! Da wünscht man sich direkt die Zeiten zurück, als Beamte mit Gamaschen solche Dokumente noch in feinstem Sütterlin von Hand ausgefüllt hatten. Na ja, das vielleicht doch nicht.

3.6.07

It's a Boy

Wer mich kennt oder auch nur meine Skype-Moodmessages gelesen hat, weiß, dass da was im Busch bzw. im Bauch war. «Schon wieder», wie eine Bekannte in der U-Bahn kommentierte. Am 1. Juni um 12:53 Uhr, überpünktlich einen Tag vor dem Termin, ist unser zweiter Sohn zur Welt gekommen. Es war eine anstrengende, aber auch wunderbare Geburt, auch dank der Hilfe von Beate aus dem Nussdorf-Team. Keine Selbstverständlichkeit nach den Komplikationen beim ersten Mal. Wenige Stunden nach der Geburt waren wir schon wieder zu Hause.

Und hier die Daten: Theodor Jonathan Widmer war bei der Geburt 4040 Gramm schwer und 54 Zentimeter groß. So, wie der Junge schon ansaugt, wird das nicht lange so bleiben. Es geht uns allen gut, nur der große Bruder ist etwas von der Rolle und fiebert dahin. Na gut, es war wirklich viel Aufregung für ihn.

Ich habe mir selbst jetzt zwei Wochen Vaterschaftsurlaub verordnet, bin also ab 18. Juni wieder in Amt und Würden. Alle kreisrot-Projekte laufen natürlich weiter, Helmut schupft die Bude, bis ich wieder zum Teilzeitvater mutiere. Das Blog wird derweil auch etwas darben. Aber mal schauen, wie sich die Nächte so entwickeln ...

24.5.07

Blogroll Design

Ich halte unsere Site gerne aufgeräumt und habe deshalb keine Blogroll am laufen, wenn man mal von unserer Partnernseite absieht. Deshalb hier mal die längst fällige Top-5-Liste der von mir abonnierten Blogs zum Thema Grafik, Design und Typo. Wenn ihr Ergänzungen habt, bitte in die Kommentare!

HD Schellnack
Leidenschaftlicher Designer, Filmfreak, Leser, Musikliebhaber und Freund der Science Fiction. Und Blogger. Glaubt ans Prinzip des Teilens und Mitteilens. Unsere Interessen decken sich auf fast unheimliche Weise. Wäre er nicht PC-User ... ;-)

Fontblog
Die erste Adresse für alles Typografische, Corporate Blog des FontShop und Macher der wunderbaren Website 100besteschriften.de.

Corporate Identity Documentation
Robert Salzmer, Designer und Buchautor, stellt fleißig Redesigns, Relaunches und Corporate-Design-Entwicklungen aus aller Welt zusammen.

Hoemmerich.com
Dieser Kollege widmet sich vor allem dem Vorher-Nachher. Relaunches und Redesigns von Logos, Websites und Werbekampagnen werden hier kritisch beäugt.

Logopond
Im Logoteich sammeln sich die Entwürfe und fertigen Logos seiner User. Eine schöne Form der Inspiration, gleichzeitig gewinnt man einen Eindruck davon, was (besonders in den USA) gerade so gängig ist im Logodesign.

Blog der Woche

Was dem Privatfernsehen seine Casting-Show, ist der Bloggosphäre Mac-Blogger Admartinators «Blog der Woche». Ad verleiht den Ehrenpreis in unregelmäßigen Abständen und hat jetzt neu dazu aufgerufen, sich zu bewerben. Was wir hiermit tun. Klicken lohnt sich auf jeden Fall, denn Admartinator.de hat ausgesprochen feine Tipps für Mac-User und jene, die es werden wollen.

15.5.07

VL oder LV?

Letzte Woche hatte ich erwähnt, dass Initialen und Monogramme als Logo-Icons schon oft benutzt wurden und die Unverwechselbarkeit nicht gerade fördern, auch wenn es zugegebenermaßen wunderschöne, wirklich einzigartige Logo-Monogramme gibt. Da es jedoch nur 26 Buchstaben (und ein paar Sonderzeichen) gibt, kommt es gerne zu Überschneidungen. So lachte mir zuletzt aus einer Printwerbung scheinbar das Logo von Louis Vuitton entgegen, gemeint war aber Virgin Lands, Hersteller eines Avocado-Öls. Egal, ob das Logo nun abgekupfert wurde oder nicht, Virgin Lands wird die Nähe zu einer bekannten Luxusmarke im Modebereich sicher mehr schaden als nutzen. Denn wenn Marken verwechselt werden, gewinnt grundsätzlich immer der Stärkere.

8.5.07

Top 10 Logo-Klischees

Ein weiser Kollege hat einmal gesagt, ein völlig neuartiges Logo zu gestalten sei, wie in einen Wald zu schießen und keinen Baum zu treffen. Dennoch gibt es Ideen, die etwas zu sehr auf der Hand liegen. Sie werden so oft eingesetzt, dass sie bereits Klischees sind. Logos, die auf solche abgenutzten Bilder setzen, werden schnell verwechselbar und sind oft wenig aussagekräftig.

Dennoch werden immer wieder die gleichen Logos gemacht. Mangels Erfahrung, Wissen und Recherche oder weil der Kunde es will - ich nehme uns selbst da nicht aus. Um das Problem zu illustrieren, habe ich eine Top 10 der beliebtesten Logo-Klischees zusammengestellt. Die Zusammenstellung ist nicht repräsentativ und hat keinen quantitativen Hintergrund, Basis dafür waren die Arbeit der letzten fünf Jahre und offene Augen. Die Reihenfolge der Klischees ist mehr oder weniger austauschbar. Bewusst sind bekannte und unbekannte, professionell gestaltete und selbst gebastelte Logos in den Beispielen gemischt. Es geht nicht darum, ein Werturteil über diese Logos zu sprechen, sondern eine Tendenz darzustellen, die im Markt erkennbar ist.

1. Der Globus

In Zeiten der Globalisierung und des Internets, mit dem man sich die Welt bequem auf den heimischen Schirm holen kann, ist der Globus längst nicht mehr Fluglinien, Speditionen und den Vereinten Nationen vorbehalten. Globales Denken und globale Ansprüche (so anmaßend sie meist auch sind) haben einmal mehr ins Logodesign Einzug gehalten und bescheren uns Weltkugeln ohne Ende. Das typische Meridian-Gitter sieht man seltener, dafür haben dynamische Pinselstriche, Bänder und die web-2.0-typischen Transparenz-Effekte Hochkonjunktur. Nicht alle Ansätze eignen sich gut für Logos, gerade realistisch gehaltene Erdkugeln mit Schattierungen werden in kleiner Darstellung auf verschwommene Kleckse reduziert.

2. Männchen

«Der Mensch steht im Mittelpunkt» ist ein beliebter Satz in Unternehmensleitbildern, dementsprechend nahe liegt die Idee, den Menschen stilisiert ins Logo zu setzen. Zu nahe, vor allem für die Branchen Medizintechnik und Therapie, Sport und Sportartikel. Hier hüpfen die immer gleichen Männchen herum und schaffen das Gegenteil von Differenzierung. Bis auf MySpace haben jedoch die meisten Social Networking Tools im Internet der Versuchung widerstanden.

3. Bögen

Bögen bringen Dynamik in ein Logo-Icon, schaffen Verbindung, bauen Brücken, machen Tempo. Klar, das wollen doch irgendwie alle. Dazu kommen noch all jene, die einfach so aussehen wollen wie Nike. Auch keine gute Basis für ein einzigartiges Logo, wobei ich zugeben muss, dass es einige Beispiele gibt, die wirklich gut aussehen.

4. Initialen

Ein Klassiker aus der Zeit der Siegelringe und Standeswappen: Man nehme einen oder zwei Anfangsbuchstaben und arbeite damit ein Zeichen aus, dass über eine gewisse Identifikationskraft verfügt. Besonders beliebt ist dieses Verfahren heute noch dort, wo der gute Name zählt: bei Modedesignern, Anwälten, Steuerberatern. Mindestens so oft werden Initialen aber nur hergenommen, weil jegliche andere Idee fehlt.

5. Mutierte Buchstaben

Verwandt mit Platz 4: Hier werden einzelne und mehrere Buchstaben eines Schriftzuges vergrößert, gekippt, illustriert oder anderweitig verändert, um herauszustechen. Auch das ein beliebtes Mittel, wenn einem die Ideen ausgehen. Das Verfahren kann schöne Resultate zeitigen, gefährdet jedoch oft die Leserlichkeit, wenn einzelne Buchstaben zu sehr aus dem Wortbild herausfallen. Außerdem handelt es sich oft um einen Effekt um des Effektes willen, der mit der Botschaft der Marke hinter dem Logo nichts zu tun hat.

6. Pfeile

Wir sind zielstrebig, führen das Projekt nach oben, bringen die Dinge auf den Punkt - und das pfeilschnell. Das gilt doch für jedes Unternehmen, zumindest im Selbstbild. Deshalb muss ein Pfeil ins Logo, auch wenn man sich dadurch in einer langen Reihe ähnlicher Markenzeichen hinten anstellen muss. Vielleicht lohnt es sich doch, eine originellere Idee zu suchen?

7. Interpunktion

Ein Liebkind der Typografen, das zur Zeit des Dotcom-Booms heftig durch die Logosphäre grassierte. An allen möglichen und unmöglichen Orten fanden sich Punkte, Doppelpunkte, Schrägstriche und alles, was das Sonderzeichenreservoir so hergibt. Eigentlich schade, dass das Thema Interpunktion so überbenutzt und dadurch banalisiert wurde. Es gibt zum Glück heute wieder schöne, weil überraschende und sinnstiftende Logos aus dieser Ideenschublade.

8. Smiley

Der Smiley hat schon 43 Jahre auf dem Buckel, die Technoszene und das Emoticon :-) haben ihm neues Leben eingehaucht. Gleichzeitig sind wir alle seit frühester Kindheit darauf programmiert, Gesichter zu suchen und zu erkennen. Schon Säuglinge reagieren auf einen Pappteller mit aufgemalten Augen und lächelndem Mund. Lächelnde Logos funktionieren deshalb blendend, solange sie nicht zu omnipräsent werden.

9. Sonne

Die Sonne ist eines der ältesten Symbole der Menschheit und steht meist für eine Gottheit. Heute bedeutet das Symbol oft Lebensfreude, Lebendigkeit und Energie - im wörtlichen wie übertragenen Sinne. Besonders wenn es um Kinder geht, scheint ein Sonnenlogo unvermeidlich zu sein. Die Folge ist eine Banalisierung des Symbols, das heute fast nur noch abgeschmackt wirkt. Das Logo von «bp» zeigt für mich, dass man daraus mit dem richtigen Konzept trotzdem noch etwas machen kann.

10. Yin Yang

Wenn wir korrekt sein wollen, heißt dieses Symbol «Taiji». Es stellt die sich ergänzenden Gegensätze Yin und Yang aus der daoistischen Philosophie dar, und nach diesen wird es normalerweise auch benannt. Mit den Lehren, Praktiken und Therapien kam die Symbolik der traditionellen chinesischen Medizin nach Westeuropa und damit auch eine Flut von Logos, die sich dieser Symbolik bedienen. Wenn Konfuzius darauf ein Geschmacksmuster angemeldet hätte …

7.5.07

Wundersames CSS

Eine demütige Entschuldigung an alle Benützer des Internet Explorer da draußen! In den letzten Tagen war unsere Website auf diesem Browser total verschoben. Das kommt davon, wenn man regelmäßig am Design der eigenen Seiten herumbastelt. Scheinbar mogelte sich im Editor ein falscher Breitenwert ins Content-Fenster, wodurch der Text unter die Info-Balken wanderte. Au, au, au. Keine Ahnung, wie das passieren konnte.

CSS ist trotzdem super. Wer das immer noch nicht weiß, der schaue mal zum CSS Zen Garden. Wirklich erstaunlich, was man nur durch Anpassung des CSS-Stylesheet alles erreichen kann an Augenzucker.

2.5.07

Allofin

Heute ist der Emissionstag und damit der offizielle Launch einer neuen Marke für Hedgefonds-Indexzertifikate, an deren Entwicklung wir mitgearbeitet haben. Sowohl der Name «Allofin» als auch Logo, Informationsbroschüren und Webdesign wurden im kreisrot-Büro ersonnen.

Ein wenig zum Hintergrund des Projekts: Wir wurden letzten Herbst von der Münchner Asset Allocation AG beauftragt, beim Launch einer neuen Investment-Marke mitzuhelfen. Das war insofern eine anspruchsvolle Aufgabe, als die Produktkategorie relativ neu, das Produkt selbst hochkomplex und die Berichterstattung zum Thema Hedgefonds zum Teil negativ ist. In einem kurzen Brand-Workshop haben wir erarbeitet, in welche Richtung wir inhaltlich und optisch gehen werden: Es galt, das neue Produkt als seriöse Alternative zu Aktienfonds und attraktive Ergänzung für das Portfolio im Sinne einer Diversifizierung zu positionieren. Für uns bedeutete das Zurückhaltung in Wort und Bild, das Gegenteil von Marktschreierei aber dennoch Differenzierung vom Finanz-Einheitsbrei.

Bei der Namenssuche haben sich Dutzende Ideen gestapelt, viele wurden verworfen, weil wir uns freie .de- und .at-Domains vorgenommen haben. Aus vier präsentierten Ideen ging «Allofin» als klarer Favorit hervor. Die griechische Vorsilbe «allo-» steht für «anders» und existiert in unserer Sprache bereits in Fremdwörtern wie «Allophon». «Allofin» ist also ganz einfach das andere Finanzinvestment, gleichzeitig eine Andeutung auf den Namen des Unternehmens, das hinter dem Produkt steht, und ein Wort, das so wirkt, als könnte man es schon kennen. Also hoffentlich keine vermurkste Wortschöpfung im Dienste der Rechtsabteilung.

Das Logo wurde ein relativ schlichter Schriftzug, gesetzt in Adobes «Minion Pro», wobei wir die Ligatur im Verlauf der Weiterentwicklung etwas durchbrochen und damit hervorgehoben haben. Die Mischung von Dunkelrot und Dunkelgrau ist für uns einerseits sehr stilvoll und nicht omnipräsent im notorisch dunkelblauen Finanzmarkt, andererseits eine gute Kombination von kalten und warmen Farben. Im Layout der achtseitigen Informationsbroschüre und der Website ziehen sich Stil und Farbwelt weiter. Das Zielpublikum, allen voran Anlageberater, will kein Werbe-Blabla, sondern Zahlen, Daten, Fakten. Unser Job war es, diese möglichst übersichtlich und ansehnlich zu präsentieren, ohne dabei die zentrale Botschaft aus den Augen zu verlieren.

Die Allofin-Zertifikate können in Deutschland schon gezeichnet werden, und die Reaktionen der Fachwelt sind positiv. Jetzt gilt es zu beobachten, ob die Marke mittel- und langfristig das gewünschte Profil entwickelt. Wir hoffen jedenfalls, dass der Name «Allofin» bald jene Selbstverständlichkeit haben wird, die funktionierenden Marken eigen ist.

26.4.07

Got the Blus?

EngadgetHD hat sich die beiden Konkurrenten im Streit um den Nachfolger der DVD mal in Hinsicht auf Markennamen und Suchmaschinentauglichkeit angesehen. Fazit: Der sperrige und scheinbar wenig marketingtaugliche Name «HD DVD» gewinnt. «Blu-ray» verliert, weil man bei der Kreation dieses Namens den Markenschutz über die Verständlichkeit gestellt hat.

Engadget zeigt, dass bei Google öfter nach «Blue-ray» als nach «Blu-ray» gesucht wird. Verständlich, denn jeder, der des Englischen mächtig ist, würde den blauen Strahl so schreiben. Die Marketingstrategen haben das stumme «e» weggelassen, damit der Name markenrechtlich leichter zu schützen ist. Mit der gleichen Logik und einem Schuss Hip-Hop-Cool sind seltsame Namen wie Motorolas ROKR, RAZR oder PEBL entstanden.

Juristisch gesehen eine gute Vorgehensweise. Während sich niemand das allgemein gültige Wort «pebble» (Kieselstein) schützen lassen könnte ohne bestehende Verkehrsgültigkeit nachzuweisen, lassen sich Wortkreationen wie PEBL relativ leicht registrieren, weil ihre Unterscheidbarkeit leicht nachzuweisen ist. Kurz: Das Wort steht nicht im Lexikon und kann deshalb eine schützenswerte Marke werden.

Das Beispiel Blu-ray zeigt jedoch, dass man mit solchen Wortverstümmelungen einfahren kann. Vor allem dann, wenn das Wort sich nur im Schriftbild von einem existierenden Begriff unterscheidet. Ich muss dann meinen wohlmeinenden Konsumenten erst beibringen, dass man meine Marke anders schreibt, als man sie ausspricht. Und jeder, der einmal Sprachunterricht erteilt hat, weiß, wie schwer das ist.

«HD DVD» ist weiß Gott nicht sehr viel befriedigender als Markenname, aber er funktioniert, vor allem bei den technikorientierten Early Adopters.