31.1.07

Logo-Trends 07

Die Kollegen von Logo Orange in den USA haben kürzlich jene Trends beleuchtet, die angeblich die Gestaltung von Logos im Jahr 2007 bestimmen werden. Auffällig daran: Einige der Trends wurden schon fürs Jahr 2005 ausgerufen, damals vom Dachverband Graphic Design USA. Darunter fallen unter anderem die so genannten "Hot Dogs", also kleine, comicartige Strahlen als illustratives Element, und die Tendenz, Logos mit Verläufen, Transparenzen und Schatten zu 3D-Buttons zu machen, wie wir sie aus dem Web und Benutzeroberflächen wie Apples Aqua kennen.

Und damit wären wir schon beim Meta-Trend Nummer Eins: Design, das für den Bildschirm gedacht war, erobert das Papier. Logos legen sich in die dritte Dimension und nutzen so gut wie jeden Effekt, den Photoshop hergibt. Neben den schon fast ausgelutschten Transparenzen und Schattierungen kommen nun die Spiegelungseffekte in Mode - der iTunes-Store lässt grüßen. Trendsetter sind hier die Logos einiger Web-Startups, die in die Schublade "Web 2.0" gepackt wurden.

Damit werden die Regeln des traditionellen Logo-Designs immer durchlässiger. Waren früher Verläufe und Pixelgrafiken generell verpönt, heißt es heute "anything goes". Das hängt einerseits mit dem Einfluss des Bildschirmdesigns auf unsere Sehgewohnheiten zusammen - wen reißt schon eine simple Vektorgrafik vom Hocker, wenn es täglich am Bildschirm glitzert und blinkt. Andererseits haben sich auch die technischen Rahmenbedingungen geändert. Verläufe und Schattierungen sind heute besser reproduzierbar, und niedrig auflösende Technologien wie Fax, die zu komplexe Logos sofort bis zur Unkenntlichkeit entstellen, landen langsam aber sicher im Alteisen. Klassisches Logodesign wird dadurch nicht aussterben, sondern einfach eine Disziplin unter vielen werden.

Möglicherweise doch eine wichtige Disziplin, denn auch die tollsten 3D-Logos stoßen an ihre Grenzen, wenn Sonderfarben, Siebdruck oder Prägungen ins Spiel kommen. Es sind also längst nicht alle Probleme gelöst, die 3D-Logos machen. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass wir uns sehr schnell an der Web-2.0-Optik satt sehen werden, gerade weil sie ein Trend ist. Klassische Logos werden vielleicht seltener einen Wow-Effekt auslösen, dafür stehen sie auch nach zehn Jahren noch selbstverständlich da wie der Fels in der Brandung, wenn für die Hype-Logos das "wow" längst zum "wäh" geworden ist. Call me old-fashioned ...

24.1.07

Top 100 Fonts

Es gibt keine schlechten Schriften, schreibt Erik Spiekermann in seinem Buch "Über Schrift". Doch jede Schrift hat den ihre zugedachten Zweck, und oft genug geschieht es, dass ein Schriftschnitt auf unbekömmliche Art eingesetzt wird. Leicht ist es nicht, aus buchstäblich Tausenden Möglichkeiten die richtige Schriftart für ein Logo, eine Hausschrift oder eine Anzeige zu finden.

Etwas Orientierung verspricht die gerade eben ins Netz gestellte Website "Die 100 besten Schriften" (via fontblog). Die Macher haben die Verkaufszahlen des Fontshop durchforstet und eine Fachjury engagiert, um aus der unübersichtlichen Menge auf Basis objektiver Kriterien jene Fonts herauszufiltern, die sich in den letzten Jahrzehnten (und Jahrhunderten) bewährt haben. An der Spitze steht das Arbeitstier schlechthin: Helvetica.

Dahinter steckt natürlich auch ein kommerzielles Interesse: Der Top-100-Fonts-Sampler ist bereits in Arbeit. Eine gute Sache, da es heute nur wenig Produkte zwischen einzelnen Schriftfamilien und kaum finanzierbaren Gesamtbibliotheken gibt. Wir sparen schon mal.

23.1.07

Der ideale Designer

Ich habe den idealen Designer getroffen. In ihm sind all jene Eigenschaften, Talente und Charakterzüge vereint, die man sich wünschen kann von jemandem, der hauptberuflich gestaltet.

Erstens: Er hat wache Augen, denen auch das kleinste Detail nicht entgeht. Dort, wo unsereiner längst durch- und drüberschaut, blickt er genau hin. Was ist auf dem Pin, der auf der Kappe der Frau in der U-Bahn steckt, abgebildet? Welche Details sind in dem gedruckten Bild versteckt? Inwiefern ähnelt ein Rollschuh einem Auto und umgekehrt? Ihm entgeht nichts.

Zweitens: Er ist von einer unbändigen Neugierde beseelt, angetrieben von einem heiligen Forscherdrang. Er probiert all das aus, worauf wir überhaupt nicht kommen würden. Er dreht Vorne nach Hinten und Unten nach Oben, um zu schauen, wie die Dinge reagieren. Und doch sind seine Experimente logisch: Das Mobiltelefon passt genau in den Einschub vom Videorekorder. Also wollen wir doch mal schauen, was passiert …

Drittens: Er kombiniert die Schöpferkraft des Chaos mit der Strenge der Ordnung. Es macht ihm Freude, bestehende Strukturen komplett durcheinander zu bringen, die Dinge auf den Kopf zu stellen. Gleichzeitig achtet er mit größter Akribie und Konzentration darauf, dass alles, was er produziert, einer für ihn sinnigen Ordnung folgt.

Viertens: Lernen heißt für ihn Spielen, Spielen heißt Freude, Freude heißt Leben. Eine grenzenlose Begeisterung für das eigene Schaffen durchdringt ihn, und mit dieser Begeisterung steckt er die Menschen um sich herum an.

Der ideale Designer hat nur einen Haken: Er ist erst 17 Monate alt und hat dementsprechend noch etwas Mühe mit dem Entziffern von Briefings und der Bedienung von InDesign. Doch mein Sohn kann Lehrmeister spielen und mir dabei helfen, den Zweijährigen in mir wieder zu entdecken. Und vielleicht hat er ja in ein paar Jahrzehnten Lust, die Bude zu übernehmen.

4.1.07

Design Austria

Wir haben schon wieder Grund, stolz zu sein. Dieses Mal klopfe ich der anderen Hälfte von kreisrot auf die Schultern: Helmut Schiefer ist ab sofort Mitglied im exklusiven Dachverband der österreichischen Gestalter, design austria. Klingt jetzt vielleicht nicht besonders, aber immerhin wurde Helmut auf Basis der Qualität seiner Arbeiten eingeladen. Denn Mitglied von design austria kann nur werden, wer auch wirklich professionelles Design schafft. Also: Herzliche Gratulation, Helmut!

3.1.07

Kreativität

Eine schönes, erfolgreiches und mit Freude vollgepacktes Neues Jahr wünschen wir Kreisroten allen unseren Blog-Leserinnen und Lesern! Anfang Jahr (Vorsatz!) geht es gleich ans Eingemachte …

Eine intensive Hassliebe verbindet mich mit dem Begriff Kreativität. Einerseits steht er für eine der schönsten und wichtigsten Energien im Leben, das Schöpferische, den Entdeckerdrang, den Aufbruch zu neuen Ufern. An meinem kleinen Sohn lässt sich aufs Eindrücklichste beobachten, welche Kräfte diese Energie ins Rollen bringt, wenn man sie nur wirken lässt. Es gehört auch zu den befriedigendsten Erfolgserlebnissen, mit dieser Energie neue Dinge geschaffen, neue Lösungen gefunden oder auch nur eine wilde Idee geboren zu haben.

Andererseits geht mir der Begriff Kreativität schwer auf die Nerven, besonders die Art, wie er in der so genannten Kreativbranche benutzt wird. Kreativität wird hier zum Verkaufsargument und zur Forderung des Kunden. Alles und jedes muss kreativ sein, selbst wenn solides Handwerk die beste Lösung wäre. Dass dieses Handwerk nicht kreativ sein soll, ist eben das große Missverständnis. »Das ist mir nicht kreativ genug« wird so zum Killerargument, das keinen Widerspruch zulässt.

Wir laden die Kundinnen und Kunden natürlich dazu ein, indem wir uns als Kreative verkaufen. Damit sollten wir wohl aufhören, denn einerseits ist Kreativität wohl die Voraussetzung für unsere Arbeit und kein Alleinstellungsmerkmal (kreativ sind wir alle), andererseits fragt es sich, was wir unter Kreativität verstehen. Viele halten zum Beispiel grafische Gestaltung nur dann für kreativ, wenn einem dabei die Augen übergehen, wenn jeder erdenkliche Effekt ausgeschöpft wurde. Andere haben einen künstlerischen Anspruch und stellen den Wunsch, Neues zu schaffen, über alle anderen Faktoren wie Übersicht, Verständlichkeit, Zielgruppenaffinität oder Sehgewohnheiten.

Für mich bedeutet Kreativität, einfache Lösungen für komplexe Probleme zu finden. Mit Hirnschmalz, herzhaftem Engagement und einem gesunden Bauchgefühl. Ob das Resultat dann vom Durchschnittsbürger als kreativ bezeichnet wird, ist herzlich egal.