26.4.07

Got the Blus?

EngadgetHD hat sich die beiden Konkurrenten im Streit um den Nachfolger der DVD mal in Hinsicht auf Markennamen und Suchmaschinentauglichkeit angesehen. Fazit: Der sperrige und scheinbar wenig marketingtaugliche Name «HD DVD» gewinnt. «Blu-ray» verliert, weil man bei der Kreation dieses Namens den Markenschutz über die Verständlichkeit gestellt hat.

Engadget zeigt, dass bei Google öfter nach «Blue-ray» als nach «Blu-ray» gesucht wird. Verständlich, denn jeder, der des Englischen mächtig ist, würde den blauen Strahl so schreiben. Die Marketingstrategen haben das stumme «e» weggelassen, damit der Name markenrechtlich leichter zu schützen ist. Mit der gleichen Logik und einem Schuss Hip-Hop-Cool sind seltsame Namen wie Motorolas ROKR, RAZR oder PEBL entstanden.

Juristisch gesehen eine gute Vorgehensweise. Während sich niemand das allgemein gültige Wort «pebble» (Kieselstein) schützen lassen könnte ohne bestehende Verkehrsgültigkeit nachzuweisen, lassen sich Wortkreationen wie PEBL relativ leicht registrieren, weil ihre Unterscheidbarkeit leicht nachzuweisen ist. Kurz: Das Wort steht nicht im Lexikon und kann deshalb eine schützenswerte Marke werden.

Das Beispiel Blu-ray zeigt jedoch, dass man mit solchen Wortverstümmelungen einfahren kann. Vor allem dann, wenn das Wort sich nur im Schriftbild von einem existierenden Begriff unterscheidet. Ich muss dann meinen wohlmeinenden Konsumenten erst beibringen, dass man meine Marke anders schreibt, als man sie ausspricht. Und jeder, der einmal Sprachunterricht erteilt hat, weiß, wie schwer das ist.

«HD DVD» ist weiß Gott nicht sehr viel befriedigender als Markenname, aber er funktioniert, vor allem bei den technikorientierten Early Adopters.

24.4.07

Mercedes Typo

Seit Wochen schon freue ich mich besonders auf die Samstagsausgabe der Tageszeitung «Der Standard», da mich verlässlich auf der Titelseite eine neue Mercedes-Anzeige erwartet. Und das, obwohl ich in meinem Leben noch nie ein Auto besessen habe.

Ich freue mich, weil die Anzeigen so wunderbar quer in der Werbelandschaft liegen. Sie bestehen hauptsächlich oder gänzlich aus Typografie, verzichten darauf, das Produkt oder gar vor Glück strahlende Kunden abzubilden. Statt dessen erzählt jede Anzeige mit wenigen Worten eine kleine Geschichte, die immer mit dem Claim «Nur ein Mercedes ist ein Mercedes» endet. Es sind Geschichten über Innovationen, Produkteigenschaften, Automodelle oder Grundsätze des Unternehmen Mercedes Benz. Immer mit Humor und Überraschungseffekt, aber nie bemüht oder aufs Auge gedrückt. Möglicherweise zwischendurch zu abgehoben für die breite Masse, aber perfekt für Leser von Qualitätszeitungen und potenzielle Mercedes-Käufer.

Für mich ist dieser Teil der aktuellen Mercedes-Kampagne der Beweis dafür, dass es in der Werbung auf mehr ankommt, als nur große Geschütze aufzufahren. Und dass es immer dann, wenn eine bestimmte Form der Werbung, zum Beispiel die Textanzeige, tot gesagt wurde, Zeit für eine kräftige Wiederbelebung ist.

18.4.07

Farbe am Monitor

«Bei mir am Computer sieht die Farbe aber ganz anders aus!» Eine oft gehörte Beschwerde, die oft mit einem Unterton der Anklage bei uns ankommt. Die Farbe ist ja ganz falsch, das Rot ist plötzlich Orange, das Violett Blau. Oder vielleicht geht es ja noch auf meinem Bildschirm in der Firma, aber auf dem Laptop des Sohnes ist es wieder ganz anders!

Um es auf Wienerisch zu sagen: «I sogs glei, I woas net». Tatsächlich ist der Computerbildschirm die denkbar schlechteste Referenz, wenn es um Farbdarstellung geht. Das liegt vor allem daran, dass die wenigsten Monitore nach irgendeinem Standard kalibriert sind. Farbkalibrierung bedeutet, die Farbausgabe des Monitors mit einem spezifischen Gerät (Spektralphotometer) zu messen, um dann mit einem angepassten Farbprofil (ICC-Profil) die Farbausgabe des Monitors einer bestimmten Norm anzupassen. Wir zum Beispiel arbeiten dafür mit dem plattform-unabhängigen Gerät Eye-One von Gretag McBeth. Schweizer Qualität halt. :-) Dazu nutzen wir die frei zugänglichen Standard-Farbprofile der European Color Initiative ECI. Damit dann alles zusammen stimmt, müssen natürlich auch Scanner, Drucker und Digitalkamera mit entsprechenden Farbprofilen ausgestattet und auf den Standard angepasst werden.

Klingt aufwändig, ist es auch. Und nicht ganz billig. Also nichts, was sich das durchschnittliche Kleinbüro antun wird. Dann muss man sich aber bewusst sein, dass das, was einem der Bildschirm als Farbe anzeigt, irgendeine Annährung an eine Farbe ist. Die Bildschirmdarstellung darf deshalb nie das Entscheidungskriterium für eine Farbe sein.

Noch eine Stufe dramatischer wird das ganze, wenn man sich am Bildschirm Farben für den Druck ansieht. Zwischen Bildschirmdarstellung und Druck wird es zwangsweise Farbabweichungen geben, weil das eine ein RGB-Lichtfarbsystem (siehe Bild) ist und das andere ein CMYK-Druckfarbsystem. Das gedruckte Produkte nimmt mir quasi das Licht weg (die Summe aller Farben ist Schwarz), während der Bildschirm mich mit Licht bestrahlt (die Summe aller Farben ist Weiß). Zudem wird auch die Farbe, Qualität und Verarbeitung des Papiers das Farbresultat beeinflussen. Wenn nun von Anfang an geschlampt wird beim Farbmanagement, dann können sich diese kleinen Abweichungen zu großen Farbkatastrophen summieren.

Fazit: Wenn es um Farbe geht, dann gilt nur das nach Standard gedruckte Werk, idealerweise eine fix definierte Pantonefarbe für Logos und ein farbechter Proof aus der Reproanstalt oder vom Drucker für vierfarbige Drucke. Alles andere ist Farbenroulette.

11.4.07

Redesign tele

Der international tätige Mediendesigner Mario Garcia hat einmal mehr die österreichische Fernsehprogrammbeilage »tele« überarbeitet. Einerseits verwunderlich, weil ich mich an einen sanften Relaunch vor einigen Monaten erinnern kann, andererseits wieder nicht verwunderlich, weil da an den falschen Stellen geschraubt wurde – Stichwort optisch aufmotzen statt wirklich durchputzen.

Mit dem Relaunch wurde auch der Inhalt überholt, es gibt jetzt neu Feature Storys mit Hintergründen zu Höhepunkten des Fernsehprogramms und noch weitere kleine Magazin-Features. Am Logo wurde kaum gearbeitet, nur ein kleiner Schlagschatten schafft etwas mehr Kontrast zum roten Hintergrund, der seinerseits weniger dominant wirkt. Garcia Media hat laut eigenen Aussagen über 40 neue Logo-Entwürfe vorgestellt, am Schluss hat aber der alte Schriftzug gewonnen, weil gut eingeführt und gelernt. Schade eigentlich, für mich hat das Logo schon einen ziemlichen Bart.

Das Herzstück des neuen »tele« ist natürlich das Programm selbst. Ein harter Job für jeden Designer, das Resultat gibt nicht so viel her wie ein Jahresbericht eines klotzigen Konzerns, aber mindestens so anspruchsvoll. Es gilt, täglich Dutzende Sender mit jeweils Dutzenden Programmpunkten auf möglichst wenig Platz möglichst übersichtlich darzustellen.

Garcia Media haben dafür hauptsächlich auf saubere Typo gesetzt. Als Schrift kommt die »Retina« von Tobias Frere-Jones zum Einsatz, die bereits dem Wall Street Journal gute Dienste geleistet hat. Besonders wichtig erscheint mir, dass sich jetzt eine vernünftige Laufweite ausgeht. Die Leserlichkeit hat sich dramatisch erhöht, da jetzt die Buchstaben nicht mehr so zusammenkleben.

Längst fällig war auch eine Harmonisierung der Farbwelt des Magazins. Zuletzt wurde das Fahnenrot des Titels mit hellblauen Kopf- und Seitenzeilen kombiniert. Jetzt sorgen Schwarz, Rot, Gelb und Orange für ein warmes, harmonisches Bild, auch wenn die Logos der Fernsehsender auf schwarzem Hintergrund zum Teil ziemlich wegsacken. Ein gutes Logo sollte das allerdings aushalten. Was predigte ich immer?

Das neue »tele« ist also insgesamt eine erfreuliche Angelegenheit. Ob es zum neuen ORF passt, muss ich noch überprüfen, wenn ich wieder zum Fernsehen komme.

3.4.07

Shirtshop

Ich habe hier schon einmal auf nakedshirt.com hingewiesen und gemeint, die Shirts könnten ein paar Designideen vertragen. Also, dann gehen wir mal mit gutem Beispiel voran.

Hier können ab sofort Leibchen bestellt werden, die mit all jenen schönen Sachen bedruckt sind, welche bisher ungenutzt auf unseren Festplatten brach lagen. Logo-Icons, die unseren Kunden zu witzig waren, formale Experimente aus der Grafikstube und so manches Kleinod, das bisher einfach keinen Platz gefunden hat.