26.6.07

Corporate Design Manuals

Wir sind gerade dabei, die erste Phase eines sehr spannenden, sehr lehrreichen Projekts abzuschließen. Lehrreich deshalb, weil wir einmal die Position am anderen Ende des Corporate Design Manuals einnehmen. Normalerweise erstellen wir ja diese praktischen Handbücher für Kunden, die sich Leitlinien für ihren einheitlichen Auftritt nach außen wünschen. Jetzt haben wir von unserem neuen Kunden ein Manual erhalten, das konzernweit eingesetzt wird. Die Aufgabe war dementsprechend auch weniger, komplett neue Materialien zu kreieren, als in kürzester Zeit die Österreichtochter des Konzerns mit angepassten Druckwerken zu versorgen.

Das Schöne an der Sache ist, dass sich bei dieser Arbeit für mich alles bestätigt hat, was ich immer predige: CD-Manuals sind absolut hilfreiche Werkzeuge, die es ermöglichen, solche Projekte effizient durchzuziehen. Wenn einmal Logo, Bildkonzept und Look & Feel des Layouts bestimmt sind, ist es ein Leichtes, nach diesen Vorgaben neues Material zu schaffen, das noch dazu perfekt ins öffentliche Bild passt.

Wichtig dabei ist nur, dass das Manual nicht mit Millimetern herumpitzelt, sondern einen flexiblen Spielraum definiert, innerhalb dessen man werken kann. Wenn alles bis auf die letzte Ecke festgelegt ist, führt sich das Manual ad absurdum. Dann wäre es sinnvoller, fixe Layout-Vorlagen rauszuschicken, in denen man nur noch den Text austauscht.

Wie gesagt, das Arbeiten mit dem Manual unseres neuen Kunden hat Spaß gemacht und war wirklich effizient. Jetzt ist alles in Produktion, und wir halten die Daumen, dass auch das Endresultat überzeugt.

21.6.07

creativespace.at

Die Wiener Wirtschaftskammer hat sich in den letzten zwei Jahren sehr um die so genannten «Creative Industries» gekümmert mit dem erklärten Ziel, Wien zu einem Top-Standort für diese Sparte zu machen. Diverse Initiativen und Förderungen wurden dafür ins Leben gerufen, insbesondere für die Sparten Produktdesign, Musik und Mode, wo man sich den schnellsten Nutzen für den Wirtschaftsstandort erwartet.

Das neuste Produkt dieser Anstrengungen ist creativespace.at, eine Website, die als Plattform für die gesamte Wiener Kreativwirtschaft dienen soll, beziehungsweise als Marktplatz, auf dem die nicht so kreative Wirtschaft Dienstleistungen finden soll.

Klar, wir lassen keine Gelegenheit aus, unsere Referenzen zu präsentieren. Also haben wir uns fix registriert und wurden per Mail mit einem Word-Formular beglückt, das es korrekt auszufüllen galt, inkl. einer Liste mit den zu verlinkenden Bildern. Willkommen im Web 0.5! Gut, der Content stand trotzdem sehr fix online und schaut auch ganz gut aus. Da die Kammer massiv Werbung für das Portal gemacht hat, haben sich auch einige Zugriffe auf unsere Website ergeben. Dennoch ist die Liste der Unternehmen, die mitmachen, bisher eher kurz, vor allem in den Bereichen jenseits von Grafik Design. Noch viel kürzer ist die Liste der Job-Angebot im Marktplatz. Gut, lassen wir es mal in Ruhe wachsen.

Klar ist: Ich erwarte mir nicht viel von dem Portal. Meine Vermutung ist, dass es vor allem von der Kreativindustrie dazu benutzt wird, ein Auge auf die Konkurrenz zu werfen. Auch okay. Der Trendforscher Charles Leadbeater hat es in diesem Interview jedoch schön auf den Punkt gebracht: Wenn schon staatliche Intervention, dann sollte in das kreative Umfeld einer Stadt investiert werden. Da gäbe es in der Kulturstadt Wien viele Ansatzpunkt, wo durchaus auch schon etwas gemacht wird. Die hundertste Netzwerkplattform und das tausendste Netzwerktreffen mit Buffet werden an der Situation, dass Design von der Mehrzahl der Unternehmen unterschätzt wird, nichts ändern. Kein Verband kann uns die Arbeit abnehmen, raus zu gehen und unsere potenziellen Kunden zu überzeugen.

Die einzige Netzwerkplattform, die mir je etwas gebracht hat, ist XING, als es noch OpenBC hieß. Was meiner Meinung nach daran liegt, dass auf dieser Plattform (für die Benützer) die Menschen und nicht das Geschäft im Vordergrund stehen. Es geht für mich eher darum, das Potenzial der realen Vernetzung meiner Kontakte zu erkennen, als dieses Netzwerk künstlich zu erweitern. Wenn Netzwerke dazu geschaffen werden, irgend jemandem etwas zu verkaufen, führt das nur dazu, dass die Mitgliederliste voller Verkäufer ist, die dir etwas andrehen wollen. Dementsprechend wenige Käufer werden da mitmachen. Echte Netzwerke, gute Plattformen sind eben gerade nicht geschäfts- und zielorientiert. Das Netzwerk ist Selbstzweck. Und das ist paradoxerweise gut fürs Geschäft.

19.6.07

16er Blech

In der neuen Ausgabe von «Brand Eins» (S. 32) wird über die Anstrengungen der Brauerei Beck & Co berichtet, Biertrinken wieder populär zu machen, das, nachdem im Land des Biers sowohl Image als auch Konsum den Brauereibach runter zu gehen drohen. Langer Artikel, kurzer Sinn: Man macht leichtere Biere und Biermischgetränke, um Frauen und Jugendliche vermehrt anzusprechen. Angesichts der laufenden Debatte um den Alkoholkonsum der Jugendlichen vielleicht fragwürdig, marketingtechnisch aber etwas, das derzeit Schule macht.

Bier wieder «trendy» zu machen, das versucht auch die traditionsreiche wieder Ottakringer-Brauerei, allerdings ohne dabei auf Bier mit Orangengeschmack zurückzugreifen. «16er-Blech» heißt das neue Bier in der schicken, chromglänzenden Nietendose. Klingt nicht gerade schick und hip, zumindest für den Nicht-Wiener, entspricht aber einer ausgesprochen schlauen Brand-Strategie, die viel zu selten angewendet wird. Ottakringer hat einfach seinen Kunden aufs Maul geschaut. Die Wiener geben ihren Lebensmitteln gerne Spitznamen (auch der Wurst). Und wer am Würschtlstand gut da stehen will, bestellt deshalb im breitesten Dialekt «a Eitrige, a Bugl und a 16er-Blech», also einmal Käsekreiner mit Semmel und einem Bier aus dem 16. Wiener Gemeindebezirk. Eine schwächere Marke hätte sich dieser Prolosprüche geschämt und versucht, vom Image des Wiener Lokalbiers wegzukommen. Ottakringer war schlauer hat den kultigen Spruch für sich genutzt. Radiowerbung im breitesten Slang, Plakate und ein Lexikon des Wiener Würschtlstand-Slang ergänzen den stimmigen Launch. Dazu kommt der ironische Slogan «Schön sprechen.» Noch ein Spruch aus dem Wienerischen, der schön mit dem Englischen «Watch your language» übersetzt werden könnte.

Branding heißt also nicht immer, neuartige Wortkreationen zu schützenswerten Marken zu machen. Manchmal reicht es auch, seinen Kunden zuzuhören.

18.6.07

Lustige Urkunde

Ich melde mich hiermit offiziell aus dem Vaterschaftsurlaub zurück. Gleich mit einer lustigen Typo-Geschichte vom Standesamt. Geneigte Blog-Leser wissen ja schon, was der Durchschnittsdesigner von einer bestimmten in Windows vorinstallierten Schriftart hält. Es entbehrt also nicht einer gewissen Ironie, dass das erste Dokument im Leben meines zweiten Sohnes, seine Geburtsurkunde, in Comic Sans ausgefüllt wurde. Call me old-fashioned, aber auf einer staatlichen Urkunde würde ich mir schon eine klassische Serifenschrift wünschen. Comic auf der Geburtsurkunde, das ist ja wie Bodoni am Handydisplay! Da wünscht man sich direkt die Zeiten zurück, als Beamte mit Gamaschen solche Dokumente noch in feinstem Sütterlin von Hand ausgefüllt hatten. Na ja, das vielleicht doch nicht.

3.6.07

It's a Boy

Wer mich kennt oder auch nur meine Skype-Moodmessages gelesen hat, weiß, dass da was im Busch bzw. im Bauch war. «Schon wieder», wie eine Bekannte in der U-Bahn kommentierte. Am 1. Juni um 12:53 Uhr, überpünktlich einen Tag vor dem Termin, ist unser zweiter Sohn zur Welt gekommen. Es war eine anstrengende, aber auch wunderbare Geburt, auch dank der Hilfe von Beate aus dem Nussdorf-Team. Keine Selbstverständlichkeit nach den Komplikationen beim ersten Mal. Wenige Stunden nach der Geburt waren wir schon wieder zu Hause.

Und hier die Daten: Theodor Jonathan Widmer war bei der Geburt 4040 Gramm schwer und 54 Zentimeter groß. So, wie der Junge schon ansaugt, wird das nicht lange so bleiben. Es geht uns allen gut, nur der große Bruder ist etwas von der Rolle und fiebert dahin. Na gut, es war wirklich viel Aufregung für ihn.

Ich habe mir selbst jetzt zwei Wochen Vaterschaftsurlaub verordnet, bin also ab 18. Juni wieder in Amt und Würden. Alle kreisrot-Projekte laufen natürlich weiter, Helmut schupft die Bude, bis ich wieder zum Teilzeitvater mutiere. Das Blog wird derweil auch etwas darben. Aber mal schauen, wie sich die Nächte so entwickeln ...