29.3.07

Adobe CS3

Adobe hat die Katze zumindest teilweise aus dem Sack gelassen. Wir wissen jetzt, dass die Adobe Creative Suite 3 im zweiten Quartal 2007 erscheinen wird, als Universal Binary ab OS X 10.4 und in ganz neuen Paketen: Für Design, Web, Produktion und als Überdrübersupergesamtpaket mit allem. Der Kauf von Macromedia hatte natürlich Auswirkungen: GoLive (Adobe) und Freehand (Macromedia) sind tot, ihre Stelle übernehmen Dreamweaver und Illustrator. Aus meiner Sicht eine gute Wahl.

Eine schöne Übersicht gibt es hier.

Bei uns steht ziemlich sicher ein Upgrade von CS1 Premium auf CS3 Design Premium an, damit kriegen wir für einigermaßen günstig Geld Dreamweaver und Flash dazu (und viele andere nette Sachen wie Stock Photos, Adobe Bridge und einiges, das ich noch nicht identifiziert habe). CS 2 hatten wir uns nicht geleistet, obwohl einige Funktionen (vor allem in InDesign) zwischendurch wertvoll gewesen wären.

Ich bin schwer gespannt, wie CS3 auf meinem G4 laufen wird... Beim Rausrechnen von PDFs und gleichzeitigem Laufen von Photoshop, Illustrator und InDesign ging der Prozessor schon mal in die Knie. Klar ist: Mehr RAM muss her. 1 GB ist das Minimum für CS3.

Was die Programm der CS3 alles an Neuem bieten, wird wohl erst über die kommenden Wochen herauskommen. Mir würde da einiges einfallen, was ich mir von InDesign und Illustrator wünsche. Mal sehen, was Adobe vorhergesehen hat.

28.3.07

Branding

Mein Kühlschrank ist immer wieder mal für eine Entdeckung gut. Zum Beispiel dieser gestanzte Verschluss der neuen King-Size-Dosen von Red Bull. Ein weiterer Beweis dafür, dass dieses Unternehmen ein Auge für Details hat und nichts unversucht lässt, seine Markenbotschaft anzubringen, ohne dabei penetrant oder marktschreierisch zu werden.

Überhaupt kann Red Bull wohl als Musterbeispiel für konsequentes Branding gelten, das, wie jedes gute Branding, weit mehr ist als Design. Didi Mateschitz und seine Leute haben mit dem Energy Drink eine neue Produktkategorie geschaffen. Von Anfang an war die Botschaft klar: Red Bull gibt dir Energie. Und jede einzelne Marketing-Aktivität hat diese Botschaft unterstützt. Vom Namen über den Slogan (verleiht Flügel), das Logo und die Werbespots bis hin zum Sponsoring von Extrem- und Funsportlern und zur Erstplatzierung der schlanken Dosen in den angesagten Lokalen, in denen die energiebedürftigen Nachtschwärmer unterwegs sind.

Das mag nachträglich ganz logisch und nachvollziehbar klingen, zum Zeitpunkt der Markteinführung waren jedoch viele Entscheidungen mutig und riskant. Als alle auf PET-Flaschen setzten, füllte Red Bull in Dosen ab. Während die meisten Hersteller gleich mit großem Geldaufwand in die Regale der Einzelhandelsketten drängen, ging Red Bull in die Gastronomie und wartete, bis die Konsumenten das Produkt forderten. Hätten andere Hersteller sich nach einem Verbot des Produkts in wichtigen Absatzmärkten verkrochen, genoss Red Bull den Status des zu Tausenden geschmuggelten Kultproduktes. Zu einem Zeitpunkt, als große Markenartikler das Produkt wegen eines zeitweiligen Absatztiefs schon eingestellt hätten, hielten Mateschitz und seine Partner durch.

Es ist diese Mischung aus klarer Vision, Mut, Sturheit, Durchhaltevermögen und Akribie, die es auch heute noch möglich macht, große Marken aus dem Boden zu stampfen. Und vor allem ein klarer Fokus: Red Bull ist Energie.

20.3.07

Billige Logos

Wie jede Branche ist auch unsere mit der Herausforderung konfrontiert, dass es Diskonter gibt und deren Angebote einen ganz schön ins Schwitzen bringen können. Ein kurzer Blick ins Internet bringt zu Tage, dass es Logos heute schon um 49 Euro gibt. Selbst wenn man die versteckten Nachzahlungen (für Printauflösung, Nutzungsrechte, u.s.w.) addiert, kommt man immer noch auf Paketpreise unter 200 Euro.

Die Diskonter zu verteufeln ist zwar eine verständliche Reaktion, bringt aber niemanden weiter. Vielleicht sollten wir sie sogar begrüßen: Sie schöpfen all jene Logo-Interessenten ab, die in einem gut gestalteten Logo keinen Wert sehen und damit auch nicht bereit sind, dafür Geld zu investieren. Und ich meine »investieren« im klassisch unternehmerischen Sinn: Einmal Geld in die Hand nehmen, um über die Jahre ein Vielfaches davon zu verdienen. Wer gutes Corporate Design nicht als Investition sieht, sollte auch nicht investieren.

Wahrscheinlich werden die Logo-Billigheimer aus einem ganz anderen Grund schief angesehen: Sie zwingen uns dazu, immer wieder neu zu argumentieren, was gutes Design ausmacht und warum es Geld kostet. Ein mühsames, aber notwendiges Unterfangen. Man nennt es außerhalb der Kreativwirtschaft »Verkaufen«.

Um dennoch eine Lanze für uns Niedrig-, Normal- und Hochpreisdesigner zu brechen: Es gibt vieles, was gegen ein Diskont-Logo spricht. Das wichtigste Argument ist die Tatsache, dass sich die Billigheimer die aufwändigste und gleichzeitig wichtigste Phase der Logoentwicklung sparen: das Kundengespräch. Man füllt als Kundin oder Kunde nur ein Webformular mit einigen Angaben zum Unternehmen oder zum Produkt aus und los geht's! Auch die Korrekturphase läuft nur über E-Mail. Das ist ungefähr, als würden Sie Liebesbriefe an Menschen schreiben müssen, die sie noch nie im Leben gesehen haben. Unserer Erfahrung nach entscheidet sich die Qualität einer Logo-Entwicklung gerade im persönlichen Kontakt, in den Fragen, die der Designer dem Kunden stellt. Nicht selten kommt der Kunde erst in diesem Gespräch darauf, was er tatsächlich will und braucht. Die entscheidenden Dinge passieren also, bevor der erste Entwurf gezeichnet wird. Beziehungsweise eben gar nicht, wenn man sich diese Phase spart. Das ist dem Resultat anzusehen, vor allem aber anzuspüren. Wenn das Logo die Individualität und Einzigartigkeit des Unternehmens zum Ausdruck bringt, findet eine echte Identifizierung mit dem Logo statt. Ein Effekt, der mit Geld kaum aufzuwiegen ist, den man aber nicht industriell produzieren kann.

Zweitens ist es wie bei vielen Diskontern so, dass irgendwer draufzahlt. Wer mit ein paar Euro pro Logo Geld verdienen will, muss entweder blitzschnell sein oder billig einkaufen. Das erste funktioniert nur mit Vorlagen und Grafikarchiven oder indem man sich an gängige Muster hält. Beides nicht förderlich, wenn es um Individualität geht. Billig einkaufen heißt, unwissende Grafikstudenten und Hobbykreative auszunutzen und natürlich in Kauf zu nehmen, dass kaum einer von diesen Software, Bilder oder Schriften legal besitzen. Das ist, zugegeben, nur eine Annahme, die ich nicht beweisen kann.

Das dritte Argument ist die grafische Qualität. Viele der Diskont-Logos schauen vielleicht ganz gut aus, sind aber nur für eine Anwendung gut, meistens fürs Web. Einmal kopiert und gefaxt, schon bricht die bunte Schönheit zusammen und es sind nur noch ein paar Schlieren zu sehen. Und wieder zahlt einer drauf: Nämlich der Kunde, der jedes Mal grafische Anpassungen finanzieren muss und wohl nach ein paar Jahren gleich ein Redesign vom Profi braucht. Ganz nach dem Motto: Kaufen Sie das Billige, wenn Sie es sich leisten können.

Ich gebe zu: Das gilt nicht für jedes Billig-Logo. Auch ich war schon manchmal überrascht, dass die eine oder andere wirklich brauchbare Lösung für 69 Euro im Web zu haben war. Es ist nur zu hoffen, dass auch der Logo-Gestalter etwas davon hatte.

Ich bleibe dabei: Billig-Angebote haben ihren Platz im Kreativmarkt. Die »Industriellen« erziehen uns »Handwerker« dazu, unsere Stärken auszubauen und nicht selbst plötzlich bei gleich bleibenden Preisen »billige« Logos produzieren. Bleiben wir bei der Maßarbeit.

12.3.07

Meez.com

Für alle, die sich gefragt haben, wie es bei uns im Büro so hergeht. Siehe meez.com, ein nettes Tool, um mal auf die schnelle eine Animation von sich selbst ins Netz zu stellen.

Designershirt

In der »Graphischen Revue«, die uns irgendeine gute Seele immer zuschickt, bin ich auf folgende Website gestoßen: nakedshirt.com. Eine interessante Geschichte für alle Designer, die schon immer mal ihre Werke auf der eigenen Brust tragen wollten oder davon träumen, dass die halbe Welt mit so einem Leiberl ausgehen will.

Das Prinzip ist folgendes: Das Unternehmen mit Sitz in der Schweiz produziert in Österreich mit einem neuen Digitaldruckverfahren T-Shirts on demand. Bereits ab einem Stück und ab 9,99 Euro werden die Shirts produziert, sie sollen innerhalb von zwei bis drei Tagen fertig und verschickt sein. Die Gestaltung funktioniert über den Upload eines PNG, alternativ kann man mit dem Online-Leibchengestalter selbst einen »coolen Spruch« (aaaarrgh!) auf die Front knallen oder aus vorgefertigten Designs auswählen.

Hier wird es wieder interessant für Designer: Man kann die eigenen Designs auf der Site zum Verkauf anbieten und als Partner von nakedshirt.com mitverdienen. Angesichts der derzeitigen Auswahl wäre es wohl dringend notwendig, dass ein paar gute Leute von dieser Option Gebrauch machten.

Selbst getestet habe ich das Angebot noch nicht, aber die Gelegenheit wird kommen. Wenn jemand schon Erfahrung hat, würde ich mich über einen Kommentar freuen!

5.3.07

Farbenforschung

fontblog berichtet gerade über den Namens- und Logowechsel der ehemaligen Norisbank, jetzt Teambank, und zitiert die dazu gehörende Pressemitteilung:

»Die Kreation des Markenschriftzuges TeamBank AG beruht auf einer internationalen Wettbewerbs- und Farbassoziationsanalyse. Zudem nimmt der Schriftzug Markenkernwerte wie Aufstiegshunger, Schrittmacher oder auch Prozessführer auf.«

Ich bin immer etwas gehemmt, wenn es darum geht, über die Arbeit von Kollegen zu schreiben, weil auch hinter dem unscheinbarsten Logo zum Teil hervorragende konzeptuellle Arbeit steckt, die sich erst im späteren Leben der Marke erschließt. Diesem Logo ist allerdings anzusehen, dass es auf Basis einer »internationalen Wettbewerbs- und Farbassoziationsanalyse« entstanden ist.

Marktforschung und vor allem eine klares Bild des Designs der Mitbewerber haben selbstverständlich ihren Platz im Corporate-Design-Prozess. Ich muss wissen, wie Banken heute aussehen, um zu wissen, wie eine neue Bank (oder eine alte Bank im neuen Gewand) in diesem Markt positioniert werden kann. Vorsichtiger wäre ich allerdings, wenn es um Marktforschung beim Publikum geht, insbesondere beim Thema Farben. Farbsymbolik und Farbassoziationen sind ausgesprochen flüchtige und widersprüchliche Angelegenheiten, wie hier schon einmal besprochen. Wandert man ein paar Kilometer gen Osten oder lässt ein paar Jahre verstreichen, verwandeln sich Assoziationen mit Farben gerne in ihr Gegenteil. Schwarz wird Weiß, Rot wird Gelb, zumindest, was die Bedeutung betrifft. Das wird keineswegs dadurch besser, dass man 1.000 Ahnungslose fragt, wie sie dieses oder jenes Blau bewerten würden. Wie stand das mal in Brand Eins? Jene, die nicht wissen, was sie wollen, befragen jene, die nicht wissen, worum es geht.

Kein Wunder, dass auf diesem Weg Farben herausgekommen sind, die jenen der Web-2.0-Fotoseite flickr erschreckend ähnlich sind. Was sollen uns die Farben also wirklich sagen? Die neue Bank ist so schrecklich angesagt und aufgeblasen wie das Thema »Web 2.0«? Oder gibt es da ein »User Generated Konto»? Ich tippe auf ein Redesign in spätestens zwei Jahren.

Bild: Teambank AG

1.3.07

Kiwi statt Nougat

Nehmen wir einmal an, wir wollen einen neuen Schokoriegel auf den Markt werfen, der mit Kiwi gefüllt ist. An sich eine gute Idee, denn das gibt es in der Art noch nicht. Die Leute werden sich über die Neuigkeit freuen, die Early Adopters werden zugreifen und wem Kiwi schmeckt, der wird wieder kaufen. Da fragt sich der gelernte Marktstratege: Was ist mit all den Leuten, denen Kiwi nicht schmeckt? Die das grüne Zeug in brauner Schoko nicht hübsch finden? Die möglicherweise sogar eine Allergie auf Kiwis haben? Da gehen einem gleich 5 bis zehn Prozent der potenziellen Zielgruppe verloren. Vielleicht mit Erdbeere mischen? Und einen Schuss Karamell dazu. Etwas Nougat, und wir haben entweder jeden Geschmack neutralisiert, etwas vollkommen Ungenießbares produziert oder den Marsriegel neu erfunden – nur schlechter.

Dass es nicht funktioniert, es allen recht machen zu wollen, mag im Beispiel des Schokoriegels einleuchtend sein. Wenn es jedoch um die Positionierung eines neuen Unternehmens geht, passieren oft genau diese Fehler. Aus Angst, einen Teil des potenziellen Publikums zu verschrecken, verweigern viele Unternehmer jegliche Festlegung. Als Unterscheidungskriterien und zentrale Qualitäten des Unternehmens werden dann Dinge wie Professionalität, Seriosität oder Kundenfreundlichkeit genannt. Also das, was für jedes Unternehmen selbstverständlich sein sollte und sich jedes Unternehmen auf die Fahnen schreibt. Das ist das Gegenteil von Positionierung. Es bedeutet, mit nicht mehr als dem kleinsten gemeinsamen Nenner einer Branche in einen Markt zu gehen, der nicht gerade auf einen gewartet hat. Man bleibt ein Unternehmen ohne Eigenschaften. Damit verschreckt man zwar niemanden, man wird aber auch von niemandem wahrgenommen.

Was würde denn passieren, wenn man sich doch für die Kiwifüllung entscheidet? Wenn ein Unternehmen inhaltlich, optisch und kommunikativ gegen den Strom schwimmt und die Erwartungen der Massen bewusst ignoriert? Es wird anecken, Ablehnung provozieren. Mit anderen Worten: Es wird wahrgenommen. Und es wird von jenen gekauft werden, die den Nougat-Einheitsbrei schon lange satt haben. Und wenn das nur zwei Prozent der Konsumentenschar sind; es sind immer noch mehr, als wenn ich die Gesamtbevölkerung ansprechen möchte und mangels Identität ignoriert werde.

Deshalb: UnternehmerInnen, habt Mut zu Entscheidungen, legt euch auf eine klare, eigenständige Linie fest. Es gibt Menschen, die darauf warten.