13.10.09

Abschied

Liebe Blogleserinnen und -leser,

einige von Ihnen wissen es bereits: kreisrot und damit auch wir beide stehen vor einer großen Veränderung, haben sie zum Teil schon hinter uns gebracht. Wir haben uns entschlossen, nach sieben Jahren die Agentur kreisrot corporate design mit Ende des Jahres 2009 zu schließen. Gleich zuerst die wichtigste Nachricht für alle, die noch mit unseren Designs arbeiten: Sie werden nach wie vor professionell, engagiert und individuell betreut. Nicole Reicher und ihre Agentur „DREI10 Brand + Corporate Design“ hat unsere Datenbank übernommen und ist in Kontakt mit uns, falls es offene Fragen zu bestehenden Projekten gibt. Selbstverständlich können Sie auch uns nach wie vor über unsere Mobilnummern erreichen, wenn wir helfen können.

Ein paar Sätze zu den Hintergründen dieser Entscheidung. Wir haben im Jahr 2002 mit wenig Erfahrung, aber viel Begeisterung das Unternehmen kreisrot gegründet. Die ersten Jahre waren hart, nach einigem Lehrgeld haben wir aber unseren Weg gefunden, wodurch es dann auch schnell bergauf ging. Zurücklehnen konnten wir uns aber nie, was besonders in diesem Jahr ins Gewicht viel, als sich unsere persönliche Belastung durch Steuern und Sozialversicherung enorm erhöhte. Gleichzeitig wurde sehr schnell klar, dass die Wirtschaftskrise auch uns stark treffen würde: große Budgets halbierten sich plötzlich, andere gute Kunden brachen ganz weg, Neugründungen stagnierten. In Corporate Design, das immer wichtig, aber (fast) nie dringend ist, investierte kaum jemand mehr.

Es gab für uns also nur zwei Möglichkeiten: Entweder wir starten mit hohem Risiko noch einmal durch und versuchen, uns über ein, zwei schwere Jahre zu retten, oder wir beenden das Projekt kreisrot. Wir haben uns für die zweite Option entschieden, des Kämpfens etwas müde und bedacht auf die Sicherheit unserer Familien. Die Entscheidung war schmerzhaft. Sie ist aber richtig.

Mittlerweile arbeitet Markus Widmer in der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit des Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs, Helmut Schiefer macht wieder mehr Musik, ist fast vollamtlich mit dem Jugend- und Kindertheater „Traumfänger“ unterwegs und nebenbei auch immer noch grafisch tätig.

Uns geht es also gut, und es gibt auch nichts zu bereuen. In den vergangenen sieben Jahren haben wir wohl mehr gelernt als jemals zuvor. Aus Erfolgen, aus Fehlern. Vor allem aber von Ihnen beim gemeinsamen Entwickeln von Projekten. Vielen herzlichen Dank dafür! Wir sind stolz darauf, dass viele unserer Logos, Designs und Ideen auch ohne uns noch viele Jahre weiter bestehen werden.

kreisrot.at wird noch eine Weile bestehen, der Blog wohl aber nicht weiter aktualisiert werden. Was mit danach mit den Inhalten passiert, ist noch offen. Sollte jemand Interesse an der Domain haben (PR 5), bitte bei mir melden! Es gibt auch noch Firmeneigentum zu kaufen, dazu später mehr.

Vielen Dank für alles und gehabt Euch wohl!

Helmut & Markus

17.4.09

Eierwerbung

Man versuche mal, ein so langweiliges weil alltägliches Produkt wie Eier zu bewerben. Oder eigentlich: Eine große Einzelhandelsmarke zu stärken. Um die Aufgabe noch schwerer zu machen: Es dürfen keine Preisaktionen angeführt oder Prominente gezeigt werden. Und wenn möglich noch ein Schuss Humor dazu in einem Land, dessen Einwohner angeblich zum Lachen in den Keller gehen. Ums kurz zu machen: Die alteingesessene Schweizer Marke Migros ist eine Inspiration. Schneidet euch davon mal eine Scheibe ab, Billa, Spar und Co.!

20.3.09

Walliser LC1-Werbung

Einer für meine Landsleute. Der Spot hat nach einer Parodie gebettelt. Wer eine Übersetzung braucht, soll mir einen Kommentar dalassen. :-)

19.3.09

Design in der Krise

Ich nehme hier, etwas verspätet, das von Stefano Picco zugeworfene Stöckchen auf. Thema: Design in der Krise bzw. Design ist krisensicher. In der Theorie stimme ich ihm zu, die Realität schaut etwas anders aus. Zur Theorie: Corporate Design gehört in den strategischen Bereich der Unternehmensführung, sollte also sehr langfristig ausgelegt und von wirtschaftlichen Schwankungen nicht stark betroffen sein. Zudem ist Corporate Design ein echtes Investitionsgut; einmal gut ausgearbeitet, kann ein CD-Konzept über die Jahre und Jahrzehnte viel Geld einsparen, weil die Arbeit der visuellen Unternehmenskommunikation wesentlich effizienter macht. Wenn der Wagen einmal läuft, muss man eben nicht täglich das Rad neu erfinden.

Beim Thema Investitionen sind wir schon bei der Realität angekommen. In Krisenzeiten wird weniger investiert, und das aus mehreren Gründen. Einerseits wird das Bargeld, das man noch hat, als Notreserve in der Hinterhand gehalten. Andererseits brennt im Tagesgeschäft der Hut, und alle Ressourcen werden für kurzfristig wirksame Maßnahmen eingesetzt. Es ist in wirtschaftlich guten Zeiten schon schwierig genug, Unternehmen davon zu überzeugen, sich mit ihrem Auftritt oder, noch schlimmer, ihrer Identität zu beschäftigen. Viele sehen diese Themen zwar als wichtig an, wirklich dringend sind sie aber nie. Meistens braucht es für ein CD-Projekt einen konkreten Anlass, einen gewissen Handlungsdruck: ein neues Produkt wird lanciert, das Unternehmensimage geht gerade den Bach runter, ein Unternehmen wird neu gegründet, eine Marketingstelle wird neu besetzt. Alles Themen, die in der Krise nicht gerade ganz oben auf der Prioritätenliste stehen. Dementsprechend schwer hat es ein Anliegen wie Corporate Design, in der Krise überhaupt wahrgenommen, geschweige denn wertgeschätzt zu werden.

Wir jedenfalls spüren die Krise sehr stark, tagtäglich. Erstens haben die Anfragen für neue Projekte rapide abgenommen. Zweitens sind bestehende oder bereits geplante Projekte entweder gänzlich gestrichen und budgetär zusammengestrichen worden. Was man sich noch vor einem Jahr an gestalterischer Qualität oder auch drucktechnischem Luxus geleistet hat, liegt jetzt einfach nicht mehr drin. Budgets für große Projekte werden kurzerhand halbiert. Take it or leave it. Drittens spüren wir die Opfer der Krise durch unbezahlte Rechnungen. Noch letztes Jahr mussten wir keine einzige Mahnung schreiben. Jetzt müssen wir selbst Rechnungen liegen lassen, weil Zahlungen ausbleiben, per Inkasso eingemahnt und teilweise eingeklagt werden müssen.

Die Summe davon ist eine betriebswirtschaftliche Finanzkrise, die ein kleines Unternehmen wie unseres schnell umbringen kann. Wir haben die Konsequenzen gezogen und uns radikal verschlankt. Alles, was nicht überlebensnotwendig ist, wurde abgestoßen, gekündigt oder minimalisiert. Das heißt natürlich, dass wir die Krise weiterspielen.

Meine persönliche Einschätzung ist, dass das Jahr 2009 gerade für die Dienstleistungsbranche und insbesondere für die Werbung das eigentliche Krisenjahr wird. Der Crash ist vom Finanzsektor sehr schnell in die Industrie gewandert und kommt jetzt etwas verzögert bei den Dienstleistern an. Und wenn wir ehrlich sind ist die Werbebranche (ich rede jetzt nicht von uns, wir sind keine Werber im eigentlichen Sinne) wie die Finanzbranche ein Sektor, in dem mit unfassbaren Summen hantiert wird, die in keiner Relation zu einer tatsächlichen Wertschöpfung stehen. Wenn hier Nadelstiche erfolgen, wird einiges platzen, wie zuvor in der Finanzbranche.

Im Vergleich dazu ist Design tatsächlich krisensicher. Vielleicht ergreifen die kleinen Grafikstudios ja auch die Chance und zeigen, dass sie für realistischere Entlohnung mindestens so gute Arbeit machen wie die großen Agenturen. Dann allerdings wäre die Krise eine Chance.

19.2.09

Rrrrrausverkauf!

Ja, ja, die Krise hat uns fest im Griff. Wen nicht? Wir reagieren mal erstinstanzlich mit einer Schlankheitskur in Sachen Zeug. Gerade als Quereinsteiger in diese Branche haben wir einiges an Fachliteratur und Materialien gesammelt, was nicht unbedingt auf unseren Regalen stehen muss. Die Lösung: ebay natürlich. Hier bieten wir all das zum Verkauf an, was wir nicht mehr brauchen, anderen aber sehr nützlich sein könnte. Insbesondere viel Literatur zu den Themen Corporate Identity, Corporate Design, Logodesign und Packaging. Auch nicht zu verachten: Eine Kiste superfeine Cromatico-Transparentkuverts im schönen quadratischen Format 16x16 für exklusive Mailings oder Einladungen. Und unser treuer Luftbefeuchter, der nur im alten Büro im 15. Bezirk überlebensnotwendig war.

Die Auktion läuft über mein privates Account, und so haben sich auch noch 50 moderne Klassiker der Weltliteratur hinein geschlichen: Die Süddeutsche Bibliothek, Band 1 bis 50 komplett.

Trennen werden wir uns im übrigen auch von unserem Festnetzanschluss und unserer festen Postadresse. Also bitte am Mobiltelefon anrufen oder gleich ein E-Mail schicken!

5.2.09

Relaunch: UPC

Die ersten Anzeichen habe ich ja schon letzten Frühling bemerkt. Jetzt ist es also tatsächlich soweit: UPC Österreich übernimmt das neue Logo des mütterlichen Konzerns. Damit einher geht ein Relaunch der Website, der allerdings schon seit einiger Zeit im Gange ist und nicht mehr viel Neues bietet, bis auf die Fehlermeldungen, die sie zumindest auf meinem Mac regelmäßig produziert.

Gleichzeitig wird der Markenname «chello» für die ISP-Sparte von UPC eingestampft und durch upc live ersetzt, auch hier gibt es eine neue Website, auf der das bekannte Chello-Orange verschwunden bzw. dem Weiß-Blau von UPC gewichen.

Über das neue Logo habe ich ja schon letzten März ausgelassen. Ich kann mich noch immer nicht damit anfreunden. Der Verzicht auf die Marke Chello hat eine gewisse Logik: Bei UPC will man ja Pakete verkaufen, möglichst keine Einzelleistungen. Dem widersprach bisher die Nomenklatur, erhielt man früher im gleichen Paket von derselben Firma drei Marken: Chello, Priority und Telekabel TV. Heute kriegt man halt upc live, Digital Telefon (Original mit Deppen-Leerzeichen) und komischerweise Telekabel oder halt Digital TV.

Schade ist es um zwei Dinge: Die Marke «Chello» hatte, mit allen Höhen und Tiefen ihres Daseins, einen Charakter und einen Markenkern: schnelles Breitbandinternt via Kabel. «upc live» hat das nicht und ist überdies ein langweiliger, charakterloser Name. Die URL upclive.at verleitet außerdem dazu, das Wort «up-Clive» zu lesen, vielleicht eine Art Clive-Barker-Fanclub. Um Priority ist es schade, weil das Telefon via Kabel funktioniert hat, während «UPC Digital Telefon» zumindest uns nur Ärger gemacht hat: Routing-Probleme, keine Rufnummernanzeige, Probleme bei der Rufnummerportierung, fehlgeleitete Anrufe, Kein-Anschluss-unter-dieser-gültigen-Nummer etc. Und selbstverständlich der Call-Center-Klassiker: Ein Dutzend Mal in der Warteschleife für nichts und wieder nichts. Das hat wenig mit dem Namen oder dem Logo zu tun, aber es gilt halt das Motto: Ein schlechtes Produkt kann auch das schönste Logo nicht besser machen.

27.1.09

Logo-Trends 09

Die Kollegen von Logoorange haben sich einmal mehr die Mühe gemacht, derzeitige Trends im Logo-Design ausfindig zu machen. Wichtig ist das allemal, weil gerade Logo-Designer ein ausgesprochenes Gespür für Trends, gemischt mit einer gesunden Dosis Skepsis, brauchen. Trendy zu sein ist für Corporate Design eine gefährliche Route, allzu schnell landet man da entweder auf der Copycat-Schiene oder rennt einem Trend nach, der bereits ein Ablaufdatum hat. Die Werbung und teilweise auch das Produkt-Branding ist da anders gepolt: Beide müssen, um einen entsprechenden Impact zu generieren, möglichst einen Schritt voraus sein, die Trends kapern, kurz bevor oder kurz nachdem sie den Massen bekannt werden. Im Corporate Design galt zumindest lange Zeit das Dogma der Zeitlosigkeit: CD muss jahrelang, wenn nicht jahrzehntelang halten. Das ist allerdings graue Theorie, denn wir alle sind ein Stück weit in unserer Zeit gefangen und produzieren ja Gebrauchsgrafik für die Jetztzeit. Letztlich ist es immer ein Spagat.

Das zeigt besonders der Trendbericht 2009. Da gibt es Dinge, die eindeutig vorbei sind, wie die so genannten «Web-2.0-Logos», farben- und verlaufsfrohe flickr-ebay-Google-Klone, denen in Österreich ja immer noch nachgerannt wird. Dennoch haben sie einen Einfluss gehabt: Im Logo-Design ist immer mehr erlaubt. Praktische, produktionstechnische Probleme werden in Kauf genommen für eine höhere Einzigartigkeit, für mehr Impact. Frei nach dem Motto: Hauptsache auffallen, auch auf Kosten z.B. der Lesbarkeit. Hat natürlich seine Berechtigung. Wie immer gibt es aber auch den Gegentrend, zurück zur klassischen Moderne mit ihren klaren Formen, ihren Icons, ihrem Minimalismus, ihrer Zweidimensionalität. Ein Schritt, den nicht zuletzt die Großen wie Coca-Cola, Pepsi und Mercedes im letzten Jahr vorgemacht haben.

Mit der wichtigste Trend fehlt für mich in der Auflistung der Kollegen: Der Trend weg vom Logo. Ein Logo, das immer gleich bleibt und einfach überall in die rechte obere Ecke geklebt wird, wird es immer weniger geben. Die innovativeren Corporate Designer schaffen heute (und auch gestern) flexible Konzepte, die in ihrer grafischen Wiedererkennbarkeit weniger vom Logo als Einzelelement abhängen, die das Logo zum Teil völlig dekonstruieren, um neue Formen der grafischen Identität zu schaffen, wie das Beispiel von Saks Fifth Avenue zeigt. Dahin geht es für mich: Identity Design statt Logoentwicklung.

8.1.09

Design-Trend Steampunk

Bild: Datamancer.net

Ich war schon immer ein Freund und Verfechter der Populärkultur. Meine Diplomarbeit in englischer Literatur habe ich über einen amerikanischen Science-Fiction-Autor geschrieben, Philip K. Dick. Mein allererstes Proseminar behandelte das Thema Horror. Und ich hatte immerhin mal ein Bewerbungsgespräch als Fantasy-Lektor bei einem großen Wiener Verlag (war dann doch nix).

Das Internet und die unglaubliche Verbreitung von populären Medien zum Beispiel über DVD haben Teile dieser ehemaligen Subkulturen, der vormals weggesperrten Schundliteratur zum Mainstream werden lassen. Insbesondere Filme wie «Matrix» oder «Der Herr der Ringe» und TV-Serien wie «Battlestar Galactica» oder «Lost» haben ihren Teil dazu getan. Noch faszinierender ist es, wie schnell heute ein kultureller bzw. ästhetischer Trend oder auch nur eine bestimmte Story den Weg durch die Medien macht. Aus dem Film «Alien» wird ein Comic, dann ein Crossover-Comic mit dem Franchise «Predator», darauf basiert ein Videospiel, das wiederum verfilmt wird, dazu gibt's eine passende Romanserie. Pop-Kultur schließt nicht nur Kreise, sie zieht Spiralen.

Das sollte uns als Designer interessieren, denn solche Phänomene prägen auch ästhetische Welten, prägen unsere Wahrnehmung und Sensibilität. Ein besonders prominenter Trend dieser Art ist für mich derzeit Steampunk. Als Prototyp des Genres gilt der 1990 veröffentlichte Roman The Difference Engine von den Cyberpunk-Größen William Gibson und Bruce Sterling. Die Geschichte erzählt von einem alternativen Viktorianischen England, wo ein auf der Dampfmaschine basierender Computer erfunden und damit gleichzeitig die Industrielle Revolution als auch das Zeitalter der Informationstechnologie losgetreten wurde. Es ist eine Welt der Uhrwerke, der Zahnräder, des Schmieröls, der Luftschiffe, der Nieten und Bolzen. Es zischt, dampft und rattert in allen Ecken, während gleichzeitig noch die rigide Moral, Etikette und Kleidung des späten 19. Jahrhunderts herrschen.

Diese Mischung aus Geschichte, Science Fiction und der Romantik eines Jules Verne oder H.G. Wells inspirierte Autoren, Zeichner, Filmemacher, Fans, Künstler und nicht zuletzt Designer. Alan Moores Graphic Novel «The League of Extraordinary Gentlemen, leider von Hollywood auf grausame Weise filmartig entstellt, machte das Genre beim Fanboy-Publikum beliebt. Es folgte und folgt noch immer die gesamte Medienpalette: PC-Games wie Arcanum, Anime wie Steamboy, Rollenspiele, eine ganze Reihe von durch die Steampunk-Bewegung beeinflussten Romanen wie Perdido Street Station von China Miéville oder auch die ebenfalls schlechte verfilmte Trilogie beginnend mit «The Golden Compass von Philip Pullman. Es gibt sogar Steampunk-Bands und, selbstverständlich für eine Pop-Subkultur, Steampunk-Conventions.

Hier kommt wieder das Thema Design ins Spiel: Die Mischung aus Nostalgie, High-Tech und Low-Tech ist einfach faszinierend. Grafisch entstand daraus zum Beispiel das beindruckende, kostenlose SteamPunk Magazine. Noch spannender finde ich die Arts-and-Crafts-Bewegung im Steampunk: Unglaublich talentierte Amateure, die tatsächlich brauchbare Elektronik von heute mit viel gebürstetem Messing, Zahnrädern und Stahlfedern auf Steampunk umbauen, zu sehen u.a. hier, hier und hier.

Warum ist das ganze interessant? Einerseits aus der kulturhistorischen Perspektive. Man kann am Steampunk wunderbar beobachten, wie eine Idee von der Sub- über die Popkultur langsam in den Mainstream wandert, wo Steampunk sicher noch nicht ganz angekommen ist. Andererseits aus der Design-Perspektive: Hier ist ein reicher ästhetischer Schatz, aus dem man schöpfen kann (und muss, bevor er ganz im Mainstream angekommen ist und abgenutzt wirkt). Und letztlich auch als inspirierendes Beispiel dafür, was geschehen kann, wenn sich Künstler, Designer und Fans kreativ mit Ideen spielen, die niemand als geistiges Eigentum für sich beanspruchen kann und will. Es fühlt sich an wie ein globales Kollektiv der Kreativen, die, mit oder ohne kommerzielle Interessen, gemeinsam an einer Idee weiter feilen. Open Source Art.

Wer Lust hat auf mehr, dem sei das Blog Clockworker.de empfohlen.

23.12.08

Jahreswechsel

Das Administrative vorneweg: Heute ist mein letzter Tag im Büro, dann sind wir bis zum 7. Januar hochoffiziell auf Weihnachtsurlaub. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern, allen KundInnen und ParterInnen von kreisrot schöne Feiertage und einen guten Start ins Jahr 2009. Wow, übernächstes Jahr klingt dann schon schwer nach Science Fiction ...

Ich nutzt die Gelegenheit für einen ganz persönlichen Jahresrückblick. Der Start ins Jahr 2008 war heftig: Umzug ins neue Büro und gleichzeitig ein Jahresbericht von 100 Seiten fertigzustellen. Ich war insofern sehr zufrieden, als wir uns selbst bewiesen haben, dass gerade unter Druck sehr viel weitergeht und die kreativen Säfte nur so fließen. Ich greife noch zwei weitere Projekte des Jahres heraus, weil sie ganz besonders befriedigend waren: enzo velo und Mixed Pasta (deren Website noch nicht wirklich soweit ist). Besonders befriedigens aus mehreren Gründen. Erstens saßen beide Kunden in meinem Unternehmensgründungsprogramm-Workshop und waren offenbar sehr überzeugt von dem, was ich den GründerInnen mitzugeben versuche. Zweitens waren beides Kunden, die uns als Partner und Berater akzeptiert und geschätzt haben (was vielleicht mit dem ersten Punkt zu tun hat). Drittens sind wir mit den Resultaten sehr glücklich (was sicher mit dem zweiten Punkt zu tun hat). Und viertens sind beides reale Geschäfte, womit sich unsere Ideen ganz greifbar in den Straßen Wiens manifestieren. Eine feine Sache!

Es gab aber auch weniger erfreuliche Dinge. Das durch die EURO verlängerte Sommerloch war heftig. Wir sind zudem zu mehreren Pitches eingeladen worden, haben uns gut geschlagen aber keinen einzigen gewonnen. Klar müssen wir uns da selbst an der Nase nehmen, mit besseren Ideen und Argumenten hätten wir vielleicht den ersten Platz geschafft. Klar ist aber auch, dass wir aus Sicht der potenziellen Kunden teilweise einfach zu klein waren. So angenehm es ist, im Mini-Team zu arbeiten und keine fetten Strukturen aufrecht erhalten zu müssen, so sehr stößt man manchmal einfach an Grenzen. Kleines Büro heißt halt oft auch kleine Jobs.

Und ganz am Ende dieses Jahres klopft nun auch die Weltwirtschaftskrise (ich darf sie wohl mittlerweile so nennen) an unsere Tür: Ein von uns auf der grafischen Seite mitgestaltetes Finanzprodukt ist dieser Tage eingestellt worden. Auch wenn wir daran keinen Anteil hatten – es tut weh. Gleichzeitig bin ich überzeugt, dass die Krise gerade im nächsten Jahr den Bereich der Dienstleister stark treffen wird, zu dem wir selbst und viele unserer Kunden gehören. Umgekehrt glaube ich aber auch, dass die Design-Branche weniger leiden wird als die Werbung. CI/CD lebt weder vom schnellen Geld noch vom schnellen Effekt, sondern von der langfristigen strategischen Planung. Es fragt sich nur, ob die Strategen in den Unternehmen angesichts der dauernden Feuerwehraktionen in den kommenden Monaten überhaupt Gehör finden werden.

Nun, wir leben in aufregenden Zeiten. Man darf gespannt sein, was das Jahr 2009 bringt.