20.3.07

Billige Logos

Wie jede Branche ist auch unsere mit der Herausforderung konfrontiert, dass es Diskonter gibt und deren Angebote einen ganz schön ins Schwitzen bringen können. Ein kurzer Blick ins Internet bringt zu Tage, dass es Logos heute schon um 49 Euro gibt. Selbst wenn man die versteckten Nachzahlungen (für Printauflösung, Nutzungsrechte, u.s.w.) addiert, kommt man immer noch auf Paketpreise unter 200 Euro.

Die Diskonter zu verteufeln ist zwar eine verständliche Reaktion, bringt aber niemanden weiter. Vielleicht sollten wir sie sogar begrüßen: Sie schöpfen all jene Logo-Interessenten ab, die in einem gut gestalteten Logo keinen Wert sehen und damit auch nicht bereit sind, dafür Geld zu investieren. Und ich meine »investieren« im klassisch unternehmerischen Sinn: Einmal Geld in die Hand nehmen, um über die Jahre ein Vielfaches davon zu verdienen. Wer gutes Corporate Design nicht als Investition sieht, sollte auch nicht investieren.

Wahrscheinlich werden die Logo-Billigheimer aus einem ganz anderen Grund schief angesehen: Sie zwingen uns dazu, immer wieder neu zu argumentieren, was gutes Design ausmacht und warum es Geld kostet. Ein mühsames, aber notwendiges Unterfangen. Man nennt es außerhalb der Kreativwirtschaft »Verkaufen«.

Um dennoch eine Lanze für uns Niedrig-, Normal- und Hochpreisdesigner zu brechen: Es gibt vieles, was gegen ein Diskont-Logo spricht. Das wichtigste Argument ist die Tatsache, dass sich die Billigheimer die aufwändigste und gleichzeitig wichtigste Phase der Logoentwicklung sparen: das Kundengespräch. Man füllt als Kundin oder Kunde nur ein Webformular mit einigen Angaben zum Unternehmen oder zum Produkt aus und los geht's! Auch die Korrekturphase läuft nur über E-Mail. Das ist ungefähr, als würden Sie Liebesbriefe an Menschen schreiben müssen, die sie noch nie im Leben gesehen haben. Unserer Erfahrung nach entscheidet sich die Qualität einer Logo-Entwicklung gerade im persönlichen Kontakt, in den Fragen, die der Designer dem Kunden stellt. Nicht selten kommt der Kunde erst in diesem Gespräch darauf, was er tatsächlich will und braucht. Die entscheidenden Dinge passieren also, bevor der erste Entwurf gezeichnet wird. Beziehungsweise eben gar nicht, wenn man sich diese Phase spart. Das ist dem Resultat anzusehen, vor allem aber anzuspüren. Wenn das Logo die Individualität und Einzigartigkeit des Unternehmens zum Ausdruck bringt, findet eine echte Identifizierung mit dem Logo statt. Ein Effekt, der mit Geld kaum aufzuwiegen ist, den man aber nicht industriell produzieren kann.

Zweitens ist es wie bei vielen Diskontern so, dass irgendwer draufzahlt. Wer mit ein paar Euro pro Logo Geld verdienen will, muss entweder blitzschnell sein oder billig einkaufen. Das erste funktioniert nur mit Vorlagen und Grafikarchiven oder indem man sich an gängige Muster hält. Beides nicht förderlich, wenn es um Individualität geht. Billig einkaufen heißt, unwissende Grafikstudenten und Hobbykreative auszunutzen und natürlich in Kauf zu nehmen, dass kaum einer von diesen Software, Bilder oder Schriften legal besitzen. Das ist, zugegeben, nur eine Annahme, die ich nicht beweisen kann.

Das dritte Argument ist die grafische Qualität. Viele der Diskont-Logos schauen vielleicht ganz gut aus, sind aber nur für eine Anwendung gut, meistens fürs Web. Einmal kopiert und gefaxt, schon bricht die bunte Schönheit zusammen und es sind nur noch ein paar Schlieren zu sehen. Und wieder zahlt einer drauf: Nämlich der Kunde, der jedes Mal grafische Anpassungen finanzieren muss und wohl nach ein paar Jahren gleich ein Redesign vom Profi braucht. Ganz nach dem Motto: Kaufen Sie das Billige, wenn Sie es sich leisten können.

Ich gebe zu: Das gilt nicht für jedes Billig-Logo. Auch ich war schon manchmal überrascht, dass die eine oder andere wirklich brauchbare Lösung für 69 Euro im Web zu haben war. Es ist nur zu hoffen, dass auch der Logo-Gestalter etwas davon hatte.

Ich bleibe dabei: Billig-Angebote haben ihren Platz im Kreativmarkt. Die »Industriellen« erziehen uns »Handwerker« dazu, unsere Stärken auszubauen und nicht selbst plötzlich bei gleich bleibenden Preisen »billige« Logos produzieren. Bleiben wir bei der Maßarbeit.

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