19.6.07

16er Blech

In der neuen Ausgabe von «Brand Eins» (S. 32) wird über die Anstrengungen der Brauerei Beck & Co berichtet, Biertrinken wieder populär zu machen, das, nachdem im Land des Biers sowohl Image als auch Konsum den Brauereibach runter zu gehen drohen. Langer Artikel, kurzer Sinn: Man macht leichtere Biere und Biermischgetränke, um Frauen und Jugendliche vermehrt anzusprechen. Angesichts der laufenden Debatte um den Alkoholkonsum der Jugendlichen vielleicht fragwürdig, marketingtechnisch aber etwas, das derzeit Schule macht.

Bier wieder «trendy» zu machen, das versucht auch die traditionsreiche wieder Ottakringer-Brauerei, allerdings ohne dabei auf Bier mit Orangengeschmack zurückzugreifen. «16er-Blech» heißt das neue Bier in der schicken, chromglänzenden Nietendose. Klingt nicht gerade schick und hip, zumindest für den Nicht-Wiener, entspricht aber einer ausgesprochen schlauen Brand-Strategie, die viel zu selten angewendet wird. Ottakringer hat einfach seinen Kunden aufs Maul geschaut. Die Wiener geben ihren Lebensmitteln gerne Spitznamen (auch der Wurst). Und wer am Würschtlstand gut da stehen will, bestellt deshalb im breitesten Dialekt «a Eitrige, a Bugl und a 16er-Blech», also einmal Käsekreiner mit Semmel und einem Bier aus dem 16. Wiener Gemeindebezirk. Eine schwächere Marke hätte sich dieser Prolosprüche geschämt und versucht, vom Image des Wiener Lokalbiers wegzukommen. Ottakringer war schlauer hat den kultigen Spruch für sich genutzt. Radiowerbung im breitesten Slang, Plakate und ein Lexikon des Wiener Würschtlstand-Slang ergänzen den stimmigen Launch. Dazu kommt der ironische Slogan «Schön sprechen.» Noch ein Spruch aus dem Wienerischen, der schön mit dem Englischen «Watch your language» übersetzt werden könnte.

Branding heißt also nicht immer, neuartige Wortkreationen zu schützenswerten Marken zu machen. Manchmal reicht es auch, seinen Kunden zuzuhören.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

da erhebe ich meinen alteingesessenen wiener zeigefinger und sage:" moment! das ist so nicht ganz richtig!"

richtig bestellt man "an bugl", den bugl (der buckel) ist maskulin und hat einen ebensolchen artikel verdient. es handelt sich auch mitnichten um eine semmel ("sömme") sondern um den brotanschnitt oder schöner gesagt um "das scherzl".

wir werden wohl mal nach dienstende eine exkursion starten und dem würstelkaiser einen besuch abstatten, oder näher bei uns: der würstelmausi.

Markus Widmer hat gesagt…

The ausländer stands corrected. Danke! :-)

Anonym hat gesagt…

Und bitte es heisst Würschtelstand ! Auch in der drittletzten Zeile , sonst kommt noch ein Würschtel daher und glaubt es geht um die Würscht , nicht in Wien !

Markus Widmer hat gesagt…

Laut Wikipedia sogar «Würstelstand». Das Lied der EAV aus meiner Jugend heißt jedoch «Würschtlstand», wohl um sicherzustellen, das sowohl das «SCH» also auch das stumme «E» und das Meidlinger «L» gut zur Geltung kommen.
Das in der dritten Zeile war ein Tippfehler.