18.4.07

Farbe am Monitor

«Bei mir am Computer sieht die Farbe aber ganz anders aus!» Eine oft gehörte Beschwerde, die oft mit einem Unterton der Anklage bei uns ankommt. Die Farbe ist ja ganz falsch, das Rot ist plötzlich Orange, das Violett Blau. Oder vielleicht geht es ja noch auf meinem Bildschirm in der Firma, aber auf dem Laptop des Sohnes ist es wieder ganz anders!

Um es auf Wienerisch zu sagen: «I sogs glei, I woas net». Tatsächlich ist der Computerbildschirm die denkbar schlechteste Referenz, wenn es um Farbdarstellung geht. Das liegt vor allem daran, dass die wenigsten Monitore nach irgendeinem Standard kalibriert sind. Farbkalibrierung bedeutet, die Farbausgabe des Monitors mit einem spezifischen Gerät (Spektralphotometer) zu messen, um dann mit einem angepassten Farbprofil (ICC-Profil) die Farbausgabe des Monitors einer bestimmten Norm anzupassen. Wir zum Beispiel arbeiten dafür mit dem plattform-unabhängigen Gerät Eye-One von Gretag McBeth. Schweizer Qualität halt. :-) Dazu nutzen wir die frei zugänglichen Standard-Farbprofile der European Color Initiative ECI. Damit dann alles zusammen stimmt, müssen natürlich auch Scanner, Drucker und Digitalkamera mit entsprechenden Farbprofilen ausgestattet und auf den Standard angepasst werden.

Klingt aufwändig, ist es auch. Und nicht ganz billig. Also nichts, was sich das durchschnittliche Kleinbüro antun wird. Dann muss man sich aber bewusst sein, dass das, was einem der Bildschirm als Farbe anzeigt, irgendeine Annährung an eine Farbe ist. Die Bildschirmdarstellung darf deshalb nie das Entscheidungskriterium für eine Farbe sein.

Noch eine Stufe dramatischer wird das ganze, wenn man sich am Bildschirm Farben für den Druck ansieht. Zwischen Bildschirmdarstellung und Druck wird es zwangsweise Farbabweichungen geben, weil das eine ein RGB-Lichtfarbsystem (siehe Bild) ist und das andere ein CMYK-Druckfarbsystem. Das gedruckte Produkte nimmt mir quasi das Licht weg (die Summe aller Farben ist Schwarz), während der Bildschirm mich mit Licht bestrahlt (die Summe aller Farben ist Weiß). Zudem wird auch die Farbe, Qualität und Verarbeitung des Papiers das Farbresultat beeinflussen. Wenn nun von Anfang an geschlampt wird beim Farbmanagement, dann können sich diese kleinen Abweichungen zu großen Farbkatastrophen summieren.

Fazit: Wenn es um Farbe geht, dann gilt nur das nach Standard gedruckte Werk, idealerweise eine fix definierte Pantonefarbe für Logos und ein farbechter Proof aus der Reproanstalt oder vom Drucker für vierfarbige Drucke. Alles andere ist Farbenroulette.

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