3.1.07

Kreativität

Eine schönes, erfolgreiches und mit Freude vollgepacktes Neues Jahr wünschen wir Kreisroten allen unseren Blog-Leserinnen und Lesern! Anfang Jahr (Vorsatz!) geht es gleich ans Eingemachte …

Eine intensive Hassliebe verbindet mich mit dem Begriff Kreativität. Einerseits steht er für eine der schönsten und wichtigsten Energien im Leben, das Schöpferische, den Entdeckerdrang, den Aufbruch zu neuen Ufern. An meinem kleinen Sohn lässt sich aufs Eindrücklichste beobachten, welche Kräfte diese Energie ins Rollen bringt, wenn man sie nur wirken lässt. Es gehört auch zu den befriedigendsten Erfolgserlebnissen, mit dieser Energie neue Dinge geschaffen, neue Lösungen gefunden oder auch nur eine wilde Idee geboren zu haben.

Andererseits geht mir der Begriff Kreativität schwer auf die Nerven, besonders die Art, wie er in der so genannten Kreativbranche benutzt wird. Kreativität wird hier zum Verkaufsargument und zur Forderung des Kunden. Alles und jedes muss kreativ sein, selbst wenn solides Handwerk die beste Lösung wäre. Dass dieses Handwerk nicht kreativ sein soll, ist eben das große Missverständnis. »Das ist mir nicht kreativ genug« wird so zum Killerargument, das keinen Widerspruch zulässt.

Wir laden die Kundinnen und Kunden natürlich dazu ein, indem wir uns als Kreative verkaufen. Damit sollten wir wohl aufhören, denn einerseits ist Kreativität wohl die Voraussetzung für unsere Arbeit und kein Alleinstellungsmerkmal (kreativ sind wir alle), andererseits fragt es sich, was wir unter Kreativität verstehen. Viele halten zum Beispiel grafische Gestaltung nur dann für kreativ, wenn einem dabei die Augen übergehen, wenn jeder erdenkliche Effekt ausgeschöpft wurde. Andere haben einen künstlerischen Anspruch und stellen den Wunsch, Neues zu schaffen, über alle anderen Faktoren wie Übersicht, Verständlichkeit, Zielgruppenaffinität oder Sehgewohnheiten.

Für mich bedeutet Kreativität, einfache Lösungen für komplexe Probleme zu finden. Mit Hirnschmalz, herzhaftem Engagement und einem gesunden Bauchgefühl. Ob das Resultat dann vom Durchschnittsbürger als kreativ bezeichnet wird, ist herzlich egal.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Dankeschön!

Diese Diskrepanz zwischen dem, was gutes Design ist und für was man es gemeinläufig hält, hat mich besonders am Anfang meiner Ausbildung erstaunt und oft auf die Nase fallen lassen.
Meine Eindruck damals: Design ist sich was möglichst Auffälliges, Abgehobenes einfallen lassen. Ob's zum Produkt passt? Ach wen kümmert's. Dass gutes Design auch schlicht sein kann, dass es im Ansatz originell sein kann ohne es nur in der Ausführung zu sein und unleserlich oder überladen zu werden - Kunden, die sich vorher nie an Grafik-Designer gewandt haben werden das, denke ich, vielfach nicht wissen...

Veronika H.