31.7.07

Interbrand Ranking

Jedes Jahr zur Saure-Gurken-Zeit präsentiert die BusinessWeek in Zusammenarbeit mit Interbrand das Ranking «Top 100 Global Brands».

Auf den ersten Blick überwiegt die Ernüchterung: Auf den Spitzenplätzen hat sich so gut wie nichts getan. Nach wie vor liegt Coca-Cola vor Microsoft und IBM. Der Markenwert von Coke hat zwar drei Prozent abgenommen, liegt aber nach wie vor bei über 65 Milliarden Dollar. Eine unvorstellbare Zahl, insbesondere wenn man weiß, dass darin tatsächlich nur der Wert des Brand enthalten ist, nicht etwas Werte wie Infrastruktur, Produktionsstätten, Vertrieb und so weiter.

Die erste Lektion aus dem Ranking ist also: Globale Marken werden nicht über Nacht erschaffen und auch nicht zerstört. Nur mit jahre- und jahrzehntelanger Markenarbeit kann es eine Marke zu Weltruhm und solchen Werten bringen. Internet hin oder her

Im Detail wird das Ranking dann doch spannend. Interessant sind besonders die Markengewinner und -verlierer sowie die Präsenz europäischer Länder. Ganz vorne mit dabei ist Deutschland mit zehn Brands, Mercedes-Benz sogar unter den Top Ten. Bei den Deutschen dominieren die großen Automarken, SAP, Siemens, Adidas, Allianz und Nivea stellen die andere Hälfte. Die kleine Schweiz ist immerhin vier Mal am Start. Auch hier kommt das, was man vom Land erwartet: Schokolade, Uhren und Banken. Nestlé ist mit dem Unternehmen und der Marke Nescafé stark vertreten, die internationale Investmentbank UBS war der Aufsteiger der letzten zwei Jahre und Rolex ein Dauerbrenner im Luxussegment, wo im übrigen auch Frankreich besonders gut vertreten ist.

Für uns hier stellt sich natürlich die Frage: Warum hat es keine einzige österreichische Marke ins Ranking geschafft? Red Bull, Swarovski oder VA Tech fehlen in den Top 100. Die Antwort liegt wohl in der mangelnden Präsenz dieser Marken außerhalb Europas und den USA. Das Stichwort «global» wird in der Interbrand-Studie groß geschrieben, auch wenn der reine Markenwert von Red Bull der Dose mit den Stieren Platz 42 einbringen würde. Also: Austria go global!

Zurück zu den Gewinnern und den Verlierern. Auch bei diesen setzen die meisten einen vorhandenen Trend fort: Kodak hat den Anschluss an die digitale Fotografie verpasst und sackt trotz Bemühungen in die richtige Richtung um weiter zwölf Plätze ab. Auch Ford gehört mit elf verlorenen Plätzen zu den großen Verlierern: Der drittgrößte Autohersteller bezahlt die Zeche für eine verfehlte Modellpolitik plus Preiszerfall und die daraus resultierenden drastischen Sparmaßnahmen.

Zu den Gewinnern gehören neben Google (vier Plätze aufgestiegen auf Rang 20) insbesondere Apple (+6) und Nintendo (+7). Apple hat mit dem iPod die Marke des frühen 21. Jahrhunderts geschaffen und legte auch dank dem Switch zu Intel-Prozessoren auch im Bereich Software/Hardware ordentlich zu. Noch spannender ist die Story von Nintendo, die nach dem durchschlagenden Erfolg der Sony Playstation zwischenzeitlich schon abgeschrieben wurden. Doch die neue Konsole Wii hat das Spiel umgedreht. Während sich Playstation und Xbox eine Schlacht um die beste Grafik und die fetteste Hardware lieferten, konzentrierte sich Nintendo auf das, was Nintendo schon immer gut konnte: Neue Spielideen. Dank der neuartigen Bedienung von Wii, ganz ohne Joypad, erschloss man sich neue Kundensegmente. Nintendo hat damit seine Konkurrenten rechts überholt und spielt sein eigenes Spiel.

Marken zu erschaffen ist also eine Angelegenheit, die Zeit braucht. Marken zu erhalten bedeutet, den eigenen Botschaften treu zu bleiben. Und Marken zu revitalisieren bedeutet, die alten Botschaften mit neuem Inhalt zu erfrischen. Das nennt man dann Branding

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