29.1.08

Andruck

Da ich kürzlich wieder mal zum Andruck CMYK-geschwängerte Luft einatmen durfte, hier ein paar Tipps, worauf man dabei achten sollte.

Zunächst einmal für alle geneigten Leserinnen und Leser, die nicht so offset-firm sind: Der Andruck, auch Farbabgleich genannt, ist ein Termin, den man sich mit der beauftragten Offset-Druckerei ausmacht. Besonders dann, wenn es beim Endresultat auf die Farben ankommt – also fast immer. Die Idee dabei ist folgende: Trotz PDF, Farbmanagement, hoffentlich gut kalibrierten Profi-Bildschirmen und farbverbindlicher Proofs ist es nach wie vor schwer, das gedruckte Endresultat auf dem Originalpapier vorherzusagen. Gleichzeitig kann beim Einrichten einer Druckmaschine einiges schief gehen. Ganz nett, wenn man als Auftraggeber da einen kontrollierenden Blick drauf werfen kann. Bei der Gelegenheit kann man zwar kein Motiv mehr verändern (außer man hält die Maschine an und beginnt von vorne – das wird aber teuer), aber doch die Farbbalance des Druckprodukts beeinflußen.

Worauf sollte man also achten, wenn die einem die Druckbögen vorgelegt werden?

1. Passgenauigkeit Da beim Offsetdruck vier Platten nacheinander auf den Bogen drucken, können sich kleine Verschiebungen ergeben. Wenn dem so ist, wirken Bilder unscharf, farbige Schrift erhält einen unschönen Schatten. Deshalb schaut man sich, meist mit einer Lupe (Fadenzähler) die so genannten Passerkreuze (siehe Bild) genau an. Liegen die Linien des Kreuzes übereinander, passen die Platten.

2. Zulaufen Besonders aufpassen sollte man auf negative Schrift, also weiße Buchstaben auf farbigem Grund. Wenn das Papier sich zu sehr mit Farbe vollsaugt, können sie zulaufen. Das heißt, der Rand der Buchstaben wird von der Farbe angenagt, sie werden dünner und weniger scharf. Die Leserlichkeit leidet. Das sollte man schon bei der Gestaltung beachten, beim Andruck kann möglicherweise ein Papierwechsel helfen.

3. Farbflächen Flächig einfärbig gedruckte Farbbereiche wie Balken oder Hintergründe sollten gleichmäßig sein. Die Gefahr besteht, dass sich bei zu hoher Luftfeuchtigkeit oder dem falschen Papier wolkenartige Muster bilden. Unschöne Geschichte.

4. Schmuckfarben Schmuckfarben von Pantone oder wem auch immer sollten ja immer gleich aussehen, dafür ist der Standard ja da. Zumindest theoretisch. Praktisch hat natürlich wieder der Bedruckstoff, also das Papier, viel Einfluss. Also: Pantonefächer daneben legen und den Direktvergleich machen. Etwas Farbtoleranz muss allerdings sein.

5. Farbbalance Das ist nun der wirklich haarige Teil, bei dem sich entscheidet, ob an der Maschine ein Profi steht. Trotz Farbmanagement und Standardisierung ergeben sich beim Druck oft Farbstiche oder unausgeglichene Farbtemperaturen. Ein Profi hat das schon ausgeglichen, bevor wir kommen. Aber Farbwahrnehmung ist auch individuell, und Farbbalance ist immer ein Kompromiss. Manchmal nehme ich also blaustichige Fotos in Kauf, damit das Logo in der richtigen Farbe erscheint, manchmal ist es umgekehrt. Ein guter Indikator für die Farbbalance sind Hauttöne. Menschen auf Fotos sollten nicht unbedingt wie frisch aus dem Solarium aussehen, genau so wenig ist aber ein Zombie-Teint erwünscht. Hier kann man mit ein bisschen Drehen an den Farbreglern beim Andruck noch viel erreichen.

6. Vergleich mit dem Proof Der Andruck wird immer mehr durch farbverbindliche Proofs, also sehr sorgfältig gemachte digitale Vordrucke, ersetzt. Der Idealfall ist aber beides: Gute, vom Auftraggeber abgesegnete Proofs und ein Direktvergleich des Druckbogens mit dem Proof beim Andruck.

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