13.11.08

Typografie-Tipps 4: Flattersatz

In unserem Artikel über Blocksatz könnte der Eindruck entstanden sein, dass der linksbündige Flattersatz die völlig problemlose Alternative ist. Dem ist nicht ganz so. Auch der Flattersatz hat seine Tücken.

Eingesetzt werden kann der Flattersatz praktisch überall: im ein- und mehrspaltigen Satz, für Prosatexte, Lyrik, lange Texte, kurze Texte. Wie beim Blocksatz wird er schöner, wenn die Zeilen lang genug sind. Aber gerade bei kurzen Zeilen ist der Flattersatz absolut notwendig, da diese nur löchrigen Blocksatz hergeben. Abgesehen davon ist die Entscheidung zwischen Flattersatz und Blocksatz vor allem Geschmackssache. Manche mögen das rhythmische Flattern am rechten Rand und die regelmäßigen Wortabstände des Flattersatzes, andere haben lieber die rigiden Rechtecke des Blocksatzes.

Zu den Tücken. Die meisten Textverarbeitungs-Programme und selbst viele Layout-Programme beherrschen den Flattersatz nicht. Sie können eigentlich nur Rauhsatz. Das heißt: Sie füllen die Zeile so weit, bis das Textfenster zu Ende ist. Keine Zauberei, aber eben Rauhsatz, der manchmal wie ein schlecht gemachter Blocksatz aussieht.

Im eigentlichen Flattersatz wechseln sich idealerweise kurze und lange Zeilen ab, und es gibt eine mehr oder weniger breite Flatterzone zwischen der kürzesten und der längsten Zeile. Dieser Effekt lässt sich durch zwei Maßnahmen erreichen: Erstens wird die automatische Zeilentrennung abgedreht. Im Flattersatz trennt man händisch und schön, also nur dort, wo es inhaltlich einen Sinn ergibt. Wörter unter fünf Buchstaben sollte man zum Beispiel nicht trennen. Zweitens: Korrektur per Hand. Wenn man der Automatik vertraut, können unerwünschte Effekte eintreten, zum Beispiel ungewollter Formsatz. Es kann irritieren, wenn das, was eigentlich flattern sollte, plötzlich wie eine Kurve oder eine Nase aussieht. Hin und wieder ein erzwungener Zeilenwechsel bringt die notwendige Korrektur.

Man sieht schon: Flattersatz ist keine faule Lösung, sondern, wenn man es ordentlich macht, aufwändiger als Blocksatz. Jedenfalls braucht es dafür Schriftsetzer, die auch den Text lesen.

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