3.10.06

Forget Feng Shui

«Business Feng Shui» ist ein Schlagwort, das schon seit längerer Zeit durch die CD-Szene geistert. Dementsprechend verlangen auch immer mehr Kunden, den Aspekt Feng Shui in die Gestaltung von Logos mit einzubeziehen. Auch wenn man der ursprünglich chinesischen Philosophie einiges abgewinnen kann, führt dieser Trend doch klar in die falsche Richtung.

Feng Shui hat sich in der Gestaltung von Räumen bereits sehr breit gemacht. In der ursprünglichen Idee keine schlechte Sache, geht es doch darum, den Fluss von «Energie» in Räumen sicher zu stellen. Weniger esoterisch ausgedrückt: Unsere Umgebung beeinfluss unser Leben, deshalb ist es sinnvoll, Platz, Raum und Luft zu schaffen. Auch ohne Philosophie, mit etwas Nachdenken und Bauchgefühl kommt man darauf, dass Möbel nicht im Weg herumstehen sollten und Spiegel über dem Bett dem Schlaf nicht zuträglich sind.

Die westliche Esoterik-Welle hat unter dem Titel «Feng Shui» allerdings ein Set von Faustregeln aufgestellt, in denen das Applizieren von Windspielen und ähnlicher Hokuspokus eine große Rolle spielen. Wände werden gemäß Geburtsjahr und -element gestrichen, Bilder dem korrekten Symbolgehalt entsprechend aufgehängt. So wird aus einer Philosophie eine bunte Hexenküche mit Selbstbedienung.

Nicht anders im «Business Feng Shui». Selbstverständlich ist es wichtig, den symbolischen Gehalt eines Logos genau so zu beachten wie eine dynamische Linienführung. Logisch können scharfe Kanten und spitze Winkel negativ wirken, wenn sie falsch eingesetzt werden. Und natürlich passen gewissen Farben besser zu einem Unternehmen als andere. Dazu brauche ich keine Philosophie außer jene des sorgfältigen Designs.

Die Hexenküche des Business Feng Shui schreibt jedoch fixe Zutaten für Firmenfarben und Firmenlogos vor, die sich nach dem Geburtsjahr der Gründerin oder des Gründers und deren/dessen Position im chinesischen Elementesystem richten. Dazu kommt ein sehr beschränktes Set asiatischer Symbole, bei denen man sich je nach Erfolgswunsch bedienen kann. Die Folge davon: Alle «Feng Shui Logos» sehen ungefähr gleich aus. Sie sind meistens rund, blau und verwenden dazu Metalltöne wie Silber und Blau. Sie sind damit verwechselbar, schlecht reproduzierbar und alles andere als individuell. Aber was für ein Qi!

Patentrezepte wie jene der westlichen Feng-Shui-Esoterik sind kontraproduktiv. Sie verstellen Unternehmern wie Designern den Blick auf das, worum es eigentlich geht; mit aller Kreativität Zeichen zu schaffen, die auf einzigartige Weise die Botschaft des Unternehmens kommunizieren. Ob das Resultat gut ist oder nicht, das sollte aufgrund von objektiven Kriterien gemessen werden, nicht mit dem «I Ging».

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Schade! Die Welt ent-wickelt sich scheinbar weiter und wir reagieren wie zu Ur-zeiten. Was wir nicht be-greifen können wird schlecht gemacht. Jeder Ansatz einen Standpunkt zu beziehen ist einzigartig und spannend. Was nützt es also anderes schlecht zu machen?