9.11.06

Richtig gestrichen

Typografie ist die Lehre der pingeligen Fitzelei beim Schriftsetzen. Die Verbreitung der elektronischen Textverarbeitung hat dazu geführt, dass jeder und jede vollautomatisch gedruckte Texte produzieren kann, ohne sich weitere Gedanken zu machen. Das hat einerseits dazu geführt, dass man heute sorgfältig argumentieren muss, was die Kunst der Typografie ausmacht, und andererseits dazu, dass Typo-Fehler allgegenwärtig sind.

Am leichtesten lässt sich das an den diversen Strichen festmachen, welche die deutsche Schriftsprache strukturieren. So hat das Zollzeichen (") zu einer unglaublichen Verbreitung gefunden, ohne dass wir in Europa das metrische System aufgegeben hätten. Statt als Maßeinheit wird es als Ersatz für die guten alten „Anführungszeichen“ benutzt, die im Deutschen wie zwei kleine Neuner vorne unten und zwei kleine Sechser hinten oben gesetzt werden. Alternativ kann man es auch den Franzosen nachmachen und »französische« Anführungszeichen setzen. Die gehen auch mit der Spitze nach «außen». Ein Apostroph übrigens sieht so ’ aus und nicht wie ein französischer Accent so ` oder so ´. Auch ja, der deutsche Genitiv braucht kein Apostroph, außer das Wort endet auf einen S-Laut. Also «Aristoteles’ Schriften», aber NICHT «Mausi’s Würstelecke».

Durch die omnipräsente Textverarbeitung scheint auch der Gedankenstrich mehr oder weniger das Zeitliche gesegnet zu haben. Ihm hat der kürzere Trennstrich (= Divis) das Wasser abgegraben. Eine Rationalisierungsmaßnahme? Der Gedankestrich – eingesetzt, um eingeschobene Satzstücke abzutrennen oder Pausen im Text anzudeuten – ist etwas länger als der Trennstrich, der getrennte und zusammengesetzte Worte wie «Existenzanalytiker-Gemeinschaft» verbindet.

Eigentlich gar nicht so schwer, wenn man es mal verstanden und die notwendigen Tastenkombinationen auf seiner Tastatur gefunden hat. Ausführlichere Erläuterungen gibt es auf dieser Website.

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